Pestalozzi-Gedenkstein – Denkmal aus 1953 im Abseits

Im Abseits steht seit langem der Pestalozzi- Gedenkstein aus 1953. Beim Törle – draußen zum Benediktinerring – würde ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

Wer vor Jahrzehnten die ehemalige Volksschule und später die Realschule besuchte, die nach einem ihrer Schulleiter, Lehrer und Landtagsabgeordneten Karl-Brachat benannt wurde, der kann sich ganz sicher noch an ein Denkmal im Schulhof erinnern.

 Doch längst gilt seine einstige Bedeutung als eher vergessen, denn man hat ihn, den Gedenkstein, zwar nicht ganz „links liegen gelassen“, doch schon ins Abseits gestellt und wohl auch seiner ursprünglichen Bedeutung nach entwürdigt. Steht er dich seit Jahren an der Ein- und Ausfahrt zum meist voll beparkten inneren Schulhof der ehemaligen „Buebe-Schuel“.

Es war in den 70-er Jahren, als nach dem Tode des langjährigen Schulleiters Karl Brachat (1901 -1971) die ursprüngliche Volksschule als Grund – und Hauptschule pädagogisch abgehängt wurde und die Realschule alle Schulräume einnahm.

Doch erinnern sich wohl noch viele hundert Villinger und Schüler der Einschulung 1945/46  nach vielen Jahrzehnten noch an den „Altarstein pädagogischer Ansprüche und erzieherischen Wirkens“.

Johann Heinrich Pestalozzi (* 12. Januar 1746 in Zürich; † 17. Februar 1827 in Brugg, Kanton Aargau) war schweizer Pädagoge, Philanthrop, Schul- und Sozialreformer, Philosoph und Politiker. Ab etwa 1773/74 nahmen er und seine Frau an die 40 Kinder auf ihrem Landgut auf. Sie lernten dort spinnen, weben und den „kleinen Landbau“. Pestalozzi verband die praktische Arbeit mit Schulunterricht und sittlich-religiöser Erziehung und hoffte auf den Verkauf der Textilprodukte. Dies misslang jedoch, die Familie geriet immer mehr in Schulden und musste die Anstalt 1779 Schließen.
Pestalozzi gilt als Vorläufer der Anschauungs-Pädagogik und der daraus entstandenen Reformpädagogik Ende des 19. Jahrhunderts. Sein pädagogisches Ziel war die ganzheitliche Volksbildung zur Stärkung der Menschen für das selbstständige und kooperative Wirken in einem demokratischen Gemeinwesen. Die Eltern sollten befähigt werden, mit dieser Bildung im Elternhaus zu beginnen und ihren Kindern entsprechende Vorbilder zu sein.

1783 war Pestalozzi, der Aufklärer, war auch Mitbegründer der Zürcher Filiale des Illuminaten-Ordens (Ordensname ‚Alfred‘) und 1784 Mitbegründer der „Gesellschaft zur Aufnahme des Guten“ in Zürich, die eine Tarn-Organisation des Ordens war. Doch schon nach kurzer Zeit verlor er das Interesse an dieser Verbindung…

Zu deutlich und markant stand er einst an der Fensterfront zum Physiksaal, der gar eine klösterlich gestaltete Stuckdecke hatte. Und so durfte der riesige Granit-Stein  in den großen Pausen auf keinen Fall beklettert werden, dann eher schon die Schulhof-Mauer. Doch auch die war der Gefährdung wegen ebenfalls tabu.

So war es einst die Mannesjugend des Einschulungs-Jahrgangs 1946, die bereits 1953 wieder entlassen wurde, zu deren erfolgreichen, wenn auch gekürzten Erziehungs-Idealen der Findling aus dem Germanswald aufgestellt wurde.

Ein wahrer „Wackes“, den der damalige Forstdirektor Ulrich Rodenwaldt besorgt hatte, damit man ihn mit dem bronzenen Konterfei des großen Lehr-Pädagogen Pestalozzi schmücke.

So ist an die Erinnerung der  „53er-Jugend“ anzuknüpfen, die mit vielen anderen Gleichaltrigen aufgerufen war, für den Stein zu spenden und zu sammeln.

Entlassjahrgang 1953 mit Hans Brüstle. Mit dabei Hermann Schuhbauer, Gerhard Schubnell, Erhard Fleig und viele andere: „Xamlet hômer fir den Stei!“

In eben dieser Klasse wurde auch Gerhard Schubnell eingeschult, der bis heute als stadtbekanntes Ur-Gestein des TV 1848 Villingen gilt. Als er mal wieder  nach dem Abschluss-Bild aus 1953 kramte, konnte er dieses schon nach zwei Minuten fürs Repro parat legen. Auch er kam im April 1946 ’nolens volens‘ nach einem halben ersten Schuljahr gleich in die zweite Klasse mit dem Vermerk auf Seite 1 in seinem ersten Zeugnis der ersten Klasse: „Kein Unterricht wegen Krieg!“
Mehrfach aber habe man damals, so die diffuse Erinnerung, 10 Pfennig mit zur Schule bringen sollen oder müssen, geopfert vom Taschengeld oder gestiftet von Eltern oder Großeltern.

Nun hat der Gedenkstein an den Schweizer Pädagogen zwar längst nicht mehr den idealen Standort, doch eines kam ihm wieder zugute, als nämlich die damals  nur sehr spärlich und lotterig angebrachten Lebensdaten Pestalozzis durch eine prächtige Tafel von Winkler-Ur-Gestein Siegfried Reith und seinen Lehrlingen im ehemaligen „Bildungszentrum Turmgasse“ ersetzt wurde.

 

 

 

 

 

 

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