Als Zelten noch kein Camping war…

… und man den jungen Vikar noch Kurt rief!

 Vom Zeltlager der KJG vor 60 und mehr Jahren

Kaum einer der damaligen Buben oder Burschen zwischen zehn und 16 Jahren wird heute noch sein „Lagertagebuch“ von vor 60 Jahren finden. Denn nur vereinzelt tauchen sie als Fundstücke noch auf und man dabei auch seine frühere Handschrift erkennt.

Merkmal für eine kurze Chronik eines kurzen Zelt-Lagerlebens, während dem auf schnellstem Wege sogar noch eigene Foto-Postkarten an die Daheimgebliebenen fotografiert und entwickelt wurden. Das alles fand also statt in den 60ern, also vor 65 Jahren, in Hierholz bei St. Blasien und auch in St. Peter, als die älteren Buben ach der feierlichen Lageröffnung (Bild) den damals jungen Vikar Müller (1937-2019) noch Kurt rufen durfte.

Nachdem das sogenannte Vor-Kommando bereits einen Tag früher zum Lagerort aufgebrochen war,  um das Gelände zu inspizieren und die groß-zeltigen „Ross-Ställe“ für die Mannschaften und die Feldküche zu errichten, widmeten sich die Jungschärler, die heute alle 70 plus sind, vor der Abfahrt einem Gottesdienst und bei Ankunft „dem Aufbau der allgemeinen Sitzgelegenheiten“, so das Tagebuch.

Lagertaufe. Und weil man Abenteuer erleben wollte,  fand am ersten Abend eine „furchtbare“ Lagertaufe statt – vor allem auch für Feiglinge. Im weiteren Verlauf kam es tags drauf zur „Reporterjagd“ der einzelnen Züge, während der man diverse Aufgaben zu lösen hatte. Unter anderem: „Suche auf dem Friedhof die ‚ulkigste Inschrift’…!“
Was dann damit beantwortet wurde, dass  man nichts Ulkiges habe finden können, was aber wohl auf einem Friedhof verständlich sei.

Bemerkenswerter war dann in den Tagen drauf die Zustellung eines „Drohbriefes“ an die Lagerteilnehmer, in der eine unbekannte Gruppe Verhandlungen gegen Mitternacht forderte.

Doch es kam zunächst alles ganz anderes. Nämlich zu Lager-Runden und Lager-Ruhe, zu einem Erste-Hilfe-Kurs, einem Fußballturnier und – wie wohl nächtens stets aufs Neue  – zu einem Lagerfeuer.

Lagerzirkus. Übers erste Wochenende dann die Höhepunkte. Geländespiel der Gruppen gegeneinander und sonntags der Lagerzirkus, zu dem meist auch Angehörige angefahren kamen, weil doch das eine oder andere „Mamä-Kindle“ bereits Heimweh hatte.

Mit den Lagerliedern, gesungen vom Lager-Quartett oder auch von den „Stimm-Ritzern“, blieb es aber bei guter Laune: „Ja, ein Lager das ist lustig…“, „Wa hämer für e Küche, ja Küche, i iserm Lager drin…?“ oder auch „Wer kriecht andern um die Zelte rum…?“

Offenes Knie. Das nicht immer alles glatt lief, vermerkt das Lager-Tagebuch 1961 zum Hindernislauf. Einer aus Zug IV hatte sich eine Knieverletzung zugezogen, die genäht werden musste. Hoffentlich von einem, der es tatsächlich konnte…?!

Wie stark die Erinnerung an die Lager der 60er-Jahre ist, mag individuell verschieden sein. Doch an die Wanderung zum Balser Herrgott, an Fußballspiele und an die Leistungen bei der Lager-Olympiade kann man sich fürs Kugelstoßen, den Schleuderball und den 1000 Meter  Geländelauf vielleicht doch noch erinnern.

Lagerdiplom. Dass es in jenen Jahren auch zu diplomierten Ehrungen kam, war dann schließlich auch verständlich: Antonia Czerny, die Mutter des späteren 08-Fußballers Herbert Czerny erhielt für ihre Bereitschaft, zehn  Jahre als Lagerköchin bereitzustehen, ein überdimensionales Diplom, worüber man bereits zwei, drei Tage später im Südkurier von Autor Hermann Colli (1934 -2014) lesen konnte.

Denn auch die Lagerpost funktionierte durch den Brief- und Portodienst des späteren Professor und Doktor Klaus Kornwachs und durch den damaligen Mit-Jungschärler „Stupo“: Stefan Ummenhofer, Postminister, einem der vielen Burschen aus dem Quartier Westbahnhof.

Pater Sieber und Kurt Müller, der spätere Dekan der Münsterpfarrei, waren die „Feldherren“ bei den Jungschar-Lagern der 60-er Jahre.

Eigene Foto-Karten schrieben die Buben 1961 an die Eltern und Geschwister.

Antonia Czerny erhielt ein Riesen-Diplom für 10 Jahre, die sie auf den Zeltlagern der KJG gekocht hatte.

Einst Lagerpost-Minister: Klaus Kornwachs, gebürtig in Engen, der mit Abi 1966 am Romäus  zum „Prof“ für Technik und Philosophie avancierte.

 

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