Talentierter Boschtle gefällt lokal und regional bis heute
Oft schon stand der Name Guido Schreiber im Mittelpunkt des Besucherinteresses, ob imFranziskanermuseum oder bei der Sparkasse.Und immer zweifelsfrei und eindeutig deshalb, weil der einstige Postbote, Maler und Zeichner in seinen besten Jahren über 5000 Bilder gemalt haben soll.
Sein Leben beginnt 1886 in Bad Dürrheim als Sohn von Franz Xaver Schreiber und dessen Frau Mathilde Göckler. Der junge Guido besucht die Volksschule in Bad Dürrheim, dann die Realschule in Villingen und für ein Jahr die Ober-Realschule am Rotteckplatz in Freiburg.
Guido beginnt beruflich 1904 als Gehilfe im Postdienst in Freiburg, was bedingt, dass er etwa 40 bis 50 Mal versetzt wurde und er auf diese Weise ganz Baden kennenlernt. In den Berufsjahren beim Postscheckamt Karlsruhe beginnt Schreiber ab 1915 zu malen und zu zeichnen.

Als er 1917 nach Villingen zieht, lernt er hier den Maler Richard Dumscheck (1884 bis 1959) kennen, der zwar hier nicht dauerhaft wohnte, ihn wohl aber darin bestärkte, weiterhin als talentierter Autodidakt in den verschiedensten Techniken, in Bleistift-, Kohle- und Federzeichnungen, Aquarellen und Ölbildern, die Landschaften seiner Stadt Villingen und seiner Region festzuhalten: reizvolle Stadt-Ansichten, regionale Landschaften und oft auch Dörfer der Baar.
Als Maler-Kollege gilt auch ein Wilhelm Graf von Hardenberg, der mit seiner Staffelei auf acht Bildern an verschiedenen Plätzen Villingens von Schreiber ‚konterfeit‘ wurde: vor dem Riettor mit Kindern, im Franziskanergarten oder auch als „malender Graf am Bickentor“.
Nach seiner Heirat 1921 mit Ella Rothweiler aus Villingen schließt sich Schreiber dem Künstlerkreis um den Villinger Buchhändler Josef Liebermann (1892 bis 1958) an.
Tochter Dorothea kommt 1924 zur Welt, zehn Jahre später der Sohn Franzsepp. Nach dem Tode seiner Frau 1942 schöpft Schreiber neuen Künstlermut für die Ausstellung „Maler des Schwarzwaldes und der Baar“ im Haus der Jugend in Villingen, bei der er 1946 mit acht Aquarellen vertreten war. Als Post-Pensionär zieht er 1951 zu seiner Tochter nach Bochum.

Nach Schreibers Tod 1979 zeigten regional orientierte Ausstellungen und Werkschauen stets den malenden und zeichnenden Chronisten der Schönheiten, der lokalen Farbigkeit, der ungewöhnlichen Perspektive und den Pinsel-Duktus seit den Impressionen der 20er Jahre.
Schreibers Bilder fallen bis heute auf: stark konturiert, Häuser und Gehöfte in Farben luftig, leicht und von innen leuchtend, wie immer er den individuellen Aspekt wählte.
Schreiber fixierte insbesondere auch für die Villinger Kunstfreunde seine bemerkenswerten Ansichten mit den Gassen der Altstadt, den Wehr- und den Münstertürmen über der Dächerlandschaft.

Bisweilen sahen Kunstkritiker in Schreiber den „van Gogh des Schwarzwalds“, weil seine Bilder „mit Licht und Luft gemalt“ seien.
Das gilt auch für Exponate, deren Motive Schreiber auf seinen Reisen in den Süden festhält. In Erinnerung ist manchem Schreiber-Freund die Gedenkausstellung 1986, die ihm die Sparkasse zum 100. Jahrtag seiner Geburt widmeten.
Schreibers großer Nachlass wird von seinem Enkel in Bochum, der im Dezember 2025 optimistisch feststellt, er käme mit 200 Exponaten gerne nach Villingen, wenn man ihm eine Ausstellung ermögliche.