
Als im Jahre 1999 erstmals ein Paradiesgassen-Fest mit den damaligen Anliegern veranstaltet wurde, waren man sich als Kooperation klar: Treffpunkt Paradies – Ihr freundliches Einkaufs-erlebnis“. Das Ganze gelang, ist nun in 2025 aber auch ewig her.
Heute nun bestimmen Brillen, Medikamente, Tabak und Zeitschriften, zwei Arztpraxen, eine Kosmetiksalon, ein Frisör, eine Käsegalerie und das Stehcafé ‚Paradies‘ das Geschehen um die Kundschaft.
Warum nun aber “ Paradies“?

Weil ein Wirtshaus namens „Paradies“ erstmals 1763 in diesem Stadtquartier erwähnt wird.
Erster Paradies-Wirt, dem „Ort des guten Daseins“, war ein Konrad Singer, der wohl zu seiner
Zeit auch als „zwölfter Zunftmeister“ der Stadtverfassung gewirkt hat.
In der Chronologie der zwei Jahrhunderte datiert herausragend ein wohl bemerkenswerter Maskenball im Jahr 1841, als Wirt Johann Варtist Wittum mit einer Militär-Kapelle aufwartet.
Wittum schreibt schließlich 1842 das dreistöckige Haus mit Kegelbahn, gemauertem Gartenhaus, Scheuer und Stall zum Verkauf aus.
Doch erst 1845 erwirbt Benedikt Göth die Gaststätte mit Restauration und Gä-stezimmern.
Der emsige Wirt entwickelt aber auch ein Faible für die Herstellung von Uhren. Gemeinsam mit Robert von Herzer betreibt er ab 1853 eine Uhrenfabrik, tritt aber schon 1857 aus der Gesellschaft aus und fabriziert auf eigene Rechnung.

Schon 1858 ist Göth mit Zugfeder-Uhren auf Ausstellungen. Göth stirbt 1861 mit 61 Jahren.
Sein Nachfolger wird ein Verwandter mit Namen August Göth, der allerdings schon mit 42 Jahren früh verstirbt. Dessen Witwe führt die Wirtsgeschäfte weiter und heiratet einen Christian Gailing.
Beide halten das Wirtshaus bis 1898, als man der Fürstlich Fürstenbergischen Brauerei das Anwesen für 85 000 Mark anbietet. Zu teuer! Es kommt nicht zum Verkauf.
Das »Paradies« wird an Rudolf Riesterer verpachtet, der sich auf eine Unterpacht durch J. B. Schilling einlässt.
Die wirtschaftliche Lage in den zwanziger Jahren machte auch vor dem Gastgewerbe nicht halt.
Dies führt schließlich dazu, dass die Stadt das frühere „Real-Gasthaus Paradies“ kauft und für dieses Eigentum beim Badischen Bezirksamt um die weitere Konzession ersucht.
Diese besondere Realgerechtigkeit oder auch das Realrecht war als Gasthausrecht an das Grundstück gebunden, nicht an die Person des Wirtes.
Das heißt: Wer das Haus besaß, erbte oder kaufte zugleich das Schankrecht bzw. das Recht, Gäste zu bewirten und zu beherbergen.
Da allerdings die Räume stark benutzt und baufällig waren, konnte man wohl auch keinen Pächter mehr finden und ließ das Gebäude 1933/34 abreißen.
Zwar haben sich immer wieder Hotelfachleute für das „Paradies“ interessiert, wegen der schönen Lage bei den Anlagen, doch fehlte den meisten das Geld zu Umbau oder Neubau.
So stellte sich das „Paradies“ für Villingen nicht mehr ein.
Auf dem Gelände des früheren „Garten Eden“ steht heute die Hauptanstalt der Sparkasse Villingen-Schwenningen.
So sah es wohl aus, das Stechschild „Zum Paradies“, beidseitig mit Adam und Eva im Paradiesgarten mit Apfelbaum und Schlange. Adam wendet sich ab, Eva zeigt in den Baum mit goldenen Äpfeln.
Die Bemalung solcher Schilder erfolgte um 1890, die Schilder selbst, wie einst Villingens Wilder Mann, die Schnecke oder der Engel, können auch älter sein. Das Material besteht aus bemaltem Eisenblech. Foto: Repro Archiv Rottweil