Kino in den 60ern mit Fuzzy und Ben Hur

Kann man sich nach Jahrzehnten des mehr oder weniger cineastischen Konsums noch an den Besuch des ersten Kinofilms erinnern? Als der damals in den 60ern ab 16 Jahren frei gegeben war und die ältere Freundin die Karten holte?!

Die Historie für „Kino in VL“ ist indes klar! Im Jahr 1935 wandte sich der Kinobetreiber Robert König aus Lörrach an die Stadt Villingen, er wolle direkt gegenüber  dem Riettor ein neues Kino bauen.

Seine Kompetenz: er betrieb bereits vier Kinos und vor Ort die Hinterhofkino-Kammer-Lichtspiele und das Union-Tonfilm-Theater, doch waren beide nicht mehr in zeitgemäßem Zustand.

König sah deshalb auch für Villingen mehr Interessenten für ein großes, modernes Kino, war doch die Garnison stärker besetzt und das Kneippbad zog mehr Fremdenverkehr.

Und schließlich hatte Schwenningen bereits das Kino Capitol  von Jakob Grötzinger, das auch die Villinger anlockte Doch es haperte zwischen König und der Stadt, weil auch die Reichs-Filmkammer was zu sagen hatte und dem  Landesdenkmalamt der  Bauplatz direkt beim Riettor ganz und gar nicht behagte.

Und dann war da auch noch der Schwenninger Kaufmann Ernst Lauffer, der Jakob Grötzinger vom „Capitol“ als Konkurrent und Betreiber einsetzen wollte.

Nun war König wohl erfahren im Geschäft, doch kein einfacher Partner, weil wohl auch stets im Verzug auf die Fragen der Stadtverwaltung Villingen, von der er auch eine großzügige finanzielle Hilfe erwartete.
Der agilere Lauffer hatte deshalb gute Chancen, wurde aber von der Reichsfilmkammer gebremst, weil es ja bereits zwei Kinos von König gebe, die für 16000 Bürger und 2000 Mann Militär ausreichten.

König reagierte dann doch mit seinem Standortvorteil, eines der beiden kleinen Kinos zu schließen, wenn man den Neubau am Ring ermögliche.

König kaufte folglich ein Grundstück am so genannten „Paradiesplatz“, direkt vor dem Riettor, obwohl er dieses nicht bebauen durfte, denn ein Kinobau direkt vor dem Stadttor sprach stadtplanerisch voll dagegen: unästhetisch und erdrückend und wider den künftigen Verkehrs-Knotenpunkt mit eher kleinen Geschäften, die den Blick auf sich ziehen sollten.

König ließ sich schließlich auf einen Tausch ein: sein Eckgrundstück gegen das nahe Flurstück, begleitet vom Abriss zweier Wohnhäuser und trotz Wohnungsnot mit ungewollten Umzügen.

Seit 1937 dachte man auch an eine Mehrfachnutzung: nicht nur Kino, sondern auch Theater, das von der Stadt angemietet werden könne. Die kulturelle Vielfalt solle künftig erhöht werden, doch zunächst galt, sich den Rüstungsfragen zu stellen: König kam nicht an Baustoffe ran, was die Baugenehmigung verwehrte.

Erst ab 1939 wurde das Großkino innerhalb von 19 Monaten erbaut, auch wenn bei Kriegsbeginn erst der Rohbau stand.

Die Architekten Carl und Berthold Nägele zogen den Bau durch: ein Saal für 824 Besucher und eine Bühne mit 6 x 8 m und Orchestergraben, was sowohl Kino, Varieté- und Theater erlaubte.

Eine Leuchtschrift über dem Eingang signalisierte den Anspruch der neuen Veranstaltungsstätte „Theater am Ring“.

Der melodramatische Eröffnungsfilm „Ein Leben lang“ mit Paula Wessely begeisterte nicht nur die Villinger Besucher, sondern wurde insgesamt ein Kassenerfolg.

Zur Eröffnung dabei: die Offenburger Symphoniker, was den Bewies erbrachte, Lichtspie, traditionelles Theater und Konzerthaus passen zusammen.

Nach dem Tod von Robert König 1954 erwarb die Stadt Villingen 1956 das Theater am Ring, was die bisherige Miete für Theater, Oper, Operette und Sinfoniekonzert ersparte.

Doch das Haus war nicht optimal, schlechte Akustik, ungenügend in Garderoben und Heizung  un d Lüftung, so dass 1971 die Architekten Nägele und Fuhrer neu planten, bis 1972 der Umbau und die Sanierung fertig waren; mit 879 Sitzen Platz für das Verkehrsamt und die VHS.

Trotz Umbaus ging der Kinobetrieb weiter, bis der Vertrag mit der Firma König 1980 auslief, doch bis in die 1990er gab es Kino im „Theater am Ring“.

Wer zu den Inseraten aus 1961 die Frage stellt, was lief damals, dem antwortet ChatGPT: es dominierten damals in Deutschland Heimatfilme, Schlagerfilme und zunehmend Serienfilme wie Karl May, oder Edgar Wallace und Filme, die mit Farb- oder Breitbildtechnik neue Zuschauer anzogen.

Während das Theater am Ring bis 1980 Filmvorführungen bot, war das WaLi, die Waldschlössle-Lichtspiele, ursprünglich ein Festsaal mit Eigentümer Karl Schrobenhauser, der ihn in ein Filmtheater umwandelte.

Später war Robert König auch hier  Besitzer, bis das Kino 1978 von Max-Pierre Bachmann und schließlich 1985 von den Partnern Walter Staudenmeier und Drengner.

Irgendwann wurde das Wali zu einem Sexkino, zuletzt betrieben von Robert Drengner, als Spartacus und andere von Porno-Filmen abgelöst wurden.

Das Union Kino an der unteren Gerberstraße ist einem Eigentümer in 1960/61 kaum zuzuordnen. Es wird lediglich in lokalen Beiträgen als eines der Villinger Kinos neben Ring, Camera und  Wali erwähnt. Doch könnte Robert König auch das Union-Tonfilm-Theater betrieben haben.

In Lokalberichten und der Ortschronik wird dabei das Union-Tonfilm-Theater als eines der „Hinterhof-Kinos“ genannt, die Robert König in Villingen besaß, bevor er das große Theater am Ring.

Das WaLi wurde ursprünglich von Eigentümer Karl Schrobenhauser zum Kino umgebaut mit Platz für rund 480 Besucher. Später werden als Betreiber Robert König und der  Schweizer Max-Pierre Bachmann  benannt und ab den 1970/80er-Jahren Staudenmaier und Robert Drengner.

ChatGPT weiß dann für die Jahre 1960 und 1961 auch, was internationale Kino-Hits wie auch zahlreiche deutsche Unterhaltungs- und Schlagerfilme populär waren und wurden:

1960 Psycho (Alfred Hitchcock), Ben Hur, The Apartment (Billy Wilder), Spartacus von Stanley Kubrick, Abenteuer- und Familienfilme wie Die Reise zum Mittelpunkt der Erde,
1961 West Side Story; Breakfast at Tiffany’s; The Guns of Navarone.
Daneben weiterhin Wildwest mit Zorro, Lassy La Roc, dem Mann der Peitsche,  und Fuzzy, Heimat- und Schlagerfilmen sowie Komödien.

In kleinen Städten wie Villingen waren neben internationalen Hits auch deutsche Unterhaltungs- und Schlagerfilme sowie später Edgar-Wallace- oder Karl-May-Serien sehr präsent und der wochenlange Dauerbrenner -Monument Ben Hur.

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