1876: „Gemeinderath“ vertauscht Haupt des Kaisers Ferdinand

 Nun, ein Krimi war es nicht, wohl aber eine „Recherche“. Und so konnte es dann aber auch heißen: „Peter Graßmann deckt auf!“

Denn für den wissenschaftlichen Mitarbeiter im Franziskaner Museum gibt es so gut wie keine lokal-historische Frage aus der Bürgerschaft, der er nicht nachgeht, um sie umgehend zu beantworten.

Und so ging es jüngst um eine ganz besonderen Kopf. Ein Haupt. Nämlich jenes der einstigen Brunnen-Statue mitten im Villinger Marktbrunnen auf dem heutigen „Latschari-Platz“.

Tauchte doch ein Verzeichnis all der Gegenstände aus der zeitgleich zu eröffnenden  „Alterthümer-Sammlung“ im Alten Rathaus aus 1876 auf, das zur damaligen Gewerbe-Ausstellung vom    „Gemeinderath“ an alle Besucher der Stadt als zusätzliche touristische Attraktion gerichtet war.

 

Ferdinands Haupt im Franziskaner, das bis 1790 den Marktbrunnen zierte.

Doch hatte sich wohl der Fehlerteufel vom ehemaligen Stadtschreiber zur Druckerei Linsenmann eingeschlichen, denn Position No. 19 im Verzeichnis von 1876 stellt eben nicht das Haupt des Kaisers Maximilian I. dar, sondern jenes von Kaiser Ferdinand, dessen knapp lebensgroße Statue einst den Marktbrunnen schmückte und – wie Albert Fischer als Chronist schreibt – das in den 1790er Jahren herunter stürzte und zerbrach. Des Kaisers Haupt blieb übrig.

Und Peter Graßmann macht‘s konkret.

Die Zuschreibung an Ferdinand I. dürfte weiterhin korrekt sein, die Gesichtszüge sowie Bart- und Haartracht entsprechen der gängigen Ikonographie, wie das Kaiserporträt von Hans Bocksberger zweifelsfrei darstellt. Maximilian I. wird hingegen bartlos dargestellt. Auch das handschriftliche (!) „Alterthümer-Repertorium“ von 1878 schreibt die Figur und das Haupt dem Ferdinand zu.

Des Kaisers Porträt von Hans Bocksberger – wohl auch Vorlage für den Villinger Steinmetz zum neuen Brunnen von 1554.

 

Vielleicht sei der Fehler entstanden, weil man in Villingen etwa zeitgleich an den  Maximilian-Brunnen in Reutlingen dachte, der aber Maximilian II. zeigt.

Villinger Historie also einmal ganz anders.

 

 

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