Benjamin IV. Grüninger – Gemeinderat und badischer Ständeabgeordneter 1903/04

An erster Stelle des Villinger Gewerbes auf dem Weg zur Industriestadt müssen die Grüningers genannt werden, schreibt Ulrich Rodenwaldt, ehemals städtischer Forstdirektor, in „Das Leben im alten Villingen“ Band II.  Und er verweist auch darauf, dass deren männliche ‚Nachfahren oder Abkömmlinge‘ nach Familientradition meist den Beinamen Benjamin trugen.

Deshalb kann es heute verwirrend sein, wenn man nach „dem“ richtigen Benjamin um 1900 sucht. Doch erklärt sich dies für das Foto der Grüninger-Belegschaft für drei Personen in der Bildmitte.

Der Mann mit dem ‚Nikolausbart‘ ist Josef Benjamin IV. Grüninger
(† 1912)
; Villinger Gemeinderat und ab 1903 gewählter Abgeordneter der Zweiten Kammer des Ämterbezirks Villingen und damit Mitglied der Ständeversammlung des Großherzogtums Baden für die Session des 41. ordentlichen Landtags 1903/04.

Er war Erbauer der „Grüninger-Villa“ im Jugendstil, einst errichtet an der Ecke Güterbahnhofstraße / Schwenninger Straße. Über diese hieß es lange Zeit, „das Haus steht derzeit leer und macht leider einen herunter gekommenen Eindruck. Doch es gilt als denkmalwürdig.“ Heute steht auf dem einstigen Villengelände das Gebäude der AOK.

Der jüngere Mann mit dem kahlen Kopf, ist Josef Benjamin V., († 1927). Auf seiner Grabstätte markiert eine Glocke auf dem Friedhof das Familiengrab.
Der Mann rechts, ebenfalls mit Bart, ist Georg Adalbert, der Bruder von J. B. IV., und Mitgesellschafter, † 1918.

Joseph Benjamin V. Grüninger (1901-1963) war der Vater des früheren Vorstandsmitglieds des Geschichts- und Heimatvereins, Paul Grüninger, ehemals Inhaber eines Tabak- und Zigarettengeschäftes in der Oberen Straße

Mit Benjamin VI. Grüninger endete anfangs der 1960er Jahre die Dynastie der Glockengießer-Familie.

Die Familien-Folge

Um 1580 wurde die Glockengießerei in Villingen außerhalb der Stadtmauer nahe der Käferburg durch Hans Raeble (auch Reble) gegründet.

Auf die Nachfolge von Sohn Christof Reble (* 1591) folgt die Übergabe an dessen Schwiegersohn Johann Joachim Grieninger (1624-1676), Sohn des Hammerschmieds Veit Grieninger. Johann Joachim hatte die verwitwete Tochter des Meisters zur Frau genommen.

Der beiden Sohn, Matthäus Grieninger, bekam wiederum zwei Söhne, Jakob Pelagius Grieninger und Meinrad Grieninger.
Ein weiterer Nachfahre, Franz Joseph Benjamin Grieninger (1735–1795), goss zusammen mit seinem Sohn Nicolaus Grüninger viele weitere Glocken.

Nach dem Tod des Vaters änderte Nicolaus den Familiennamen in Grueninger und betrieb die Gießerei weiter.

Als 1787 durch die Belagerung der Stadt Villingen die außerhalb der Stadtmauer gelegene Gießhütte völlig zerstört war, zog die Glockengießer-Familie in das „Glockenhüsle“ an der Stadtmauer beim heutigen Romäusgymnasiums.
Der Sohn von Nicolaus Grüninger, Severin Benjamin Grüninger, hatte die Söhne Lukas Meinrad und den Benedikt Benjamin Grüninger (1821–1879).

Zusammen mit Benedikts Söhnen Josef Benjamin Grüninger I. (1844-1912) und Georg Adelbert Grüninger (1852-1918) wurde der Betrieb unter dem Namen Grüninger & Söhne fortgesetzt.

Nach Benedikts Tod 1879 führten die Söhne den Betrieb unter verschiedenen Firmierungen weiter,
1879 übernahm der Sohn von Josef Benjamin I., der gleichnamige Josef Benjamin Grüninger II., die Firma.

Bis zum Ersten Weltkrieg gossen die Grüningers über 2000 Glocken, von denen jedoch nur wenige die Zeit überdauert haben.

Der Sohn und Nachfolger Franz Josef Benjamin Grüninger VI. (1901 bis 1963) ist bis heute als hervorragender Gießer anerkannt.
Durch die Zerstörung des Betriebes in Villingen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs musste er auf einen neuen Standort 1948 in Neu-Ulm ausweichen.

https://www.villinger-geschichten.de/auf-dem-buegeleisen-und-beim-glockehiesle/

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