Das Laible – noch lange nicht vergessen

Wer nicht schon als Villinger Kind in den 50er-Jahren am Laible Ski oder Schlitten fuhr, der kann heute dennoch wissen, was es mit dem Laible auf sich hat.

 Schon im 16. Jahrhundert wird „am Löblin“ erstmals urkundlich erwähnt, heißt später Warenburger Leuble oder Leiblin (1633) und wurde schließlich zur Gemarkung „for dem leible“ (1782).

Der kleine Wald nord-westlich der Gemarkung Rietheim umfasste früher nur ein Drittel des heutigen Bestands und  ist seit Ur-Zeiten im Eigentum des Heilig-Geist-Spitals.

Der Sage nach verschacherte der frühere Eigentümer den ganzen Wald bei einer großen Hungersnot um einen Laib Brot.

Das mag so gewesen sein wie in den Jahren 1816 und 1817, als die Feldfrüchte unglaublich teuer wurden, weil es unablässig geregnet hatte.

Auf dem Keltenhügel gen Westen

Schon am 20. Oktober 1817 hatte es zu schneien begonnen, und einen Monat später stritten „die Kinder des Bäckers Michel Maier um das Essen, das aus Erdäpfel-Schalen“ gekocht war, so bei Paul Revellio nachzulesen. Die Not war so groß, dass „die kleinen Kinder als unwert galten“. Es sei sogar so gewesen, dass man nach den zahlreichen Mauslöchern grub, um den Nagern wieder ihre fruchtigen Vorräte abzunehmen…

Als auch 1817 damit begann, dass man keine Früchte zum Säen hatte, entschlossen sich viele Villinger nach Amerika auszuwandern.

Das Wort Laible ist jedoch weniger sagenumwoben, als die oft benutzte Legende vom hungrigen Landwirt.

Viel eher stamm das Wort aus dem Mittelhochdeutschen „lêh oder lewes“, was Hügel bedeutet und wohl Bezug nimmt auf den unweit gelegenen Grabhügel, einst Kreuzbühl und später  Magdalenbergle genannt. Wohl deshalb hieß das Wäldchen auch „beim Laiblin“, also beim Grabhügel gelegen.

Mit der Zeit galt die Benennung für den gesamten Wald, der früher vornehmlich mit Eichen bewachsen war. Dreihundert dieser Eichen ließ der französische General Jourdan 1799 fällen, als er bei seinem Rückzug nach der verlorenen Schlacht von Ostrach und Stockach gegen Erzherzog Karl von der Häme der Villinger auf seine Niederklage hörte.

Fünf Tage blieb er in Villingen, nahm sieben Geiseln aus den Reihen der reichsten Villinger, die er erst in Straßburg gegen ein Lösegeld von jeweils 18000 Gulden frei ließ.

Damit war nicht nur der Waldschaden am Laible beträchtlich…

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