Der „Meyerhof“ und die Jahre 1499 und 1899

Einst „Bürgerliches Brauhaus“ – Erbaut von August Ummenhofer

Der 13. Novemberas 2019 lässt dem erinnerungsstarken Villinger Hobby-Historiker grad noch wenige Wochen, um an zwei besondere Jahresdaten zu erinnern, die mit der Neun und der 99 zu tun haben. Das eine 520 Jahre her, das andere 120 Jahre.

Und so gilt die Aufmerksamkeit heute zum einen  dem  „Bürgerliche Brauhaus“ an der Niederen Straße, später „Meyerhof“ genannt, Ecke Thomasgasse, das 1899 von  August Ummenhofer erbaut wurde. Ein Wirtshaus, das Platz bot für 140 Personen mit der enormen Höhe der Gaststube von vier Meter 70.

Bestens geeignet für die wuchtigen Ölbilder von Albert Säger (1866-1924) zu Szenen der Villinger Geschichte

mit der  „Tallardschen Belagerung“,

den „Ritterspielen vor dem Alten Rathaus“,

dem „Einzug Kaiser Maximilian 1499“ und dem 

„Raubüberfall auf Züricher Kaufleute im Kirnachtal“,

einem Tryptychon zur Romäus-Legende und einer

Stammtisch-Szene der Bürgerwehr.

Unter dem späteren Wirt Specker wurde  eine Tanzkapelle zur unterhaltsamen Attraktion, die auf einer kleinen Empore über dem Windfang musizierte.

Als 1928 die „Riegeler-Brauerei“ das Bürgerliche Brauhaus erwarb, wurde das Gasthaus zum „Meyerhof“. Specker folgten als Wirtsleute die Familie Hermann, die zuvor im „Flughafen“ wirteten.

Nicht nur zur Fasnet trat in den 50ern die Gesangsgruppe der „Rudolfos“ auf, bis der Meyerhof 1963 aufgegeben wurde.

Wuchtig und zwei Quadratmeter groß: die Ritterspiele zu Ehren von Kaiser Maximilian I., der 1499 in Villingen weilte.

Insgesamt um die vor-vorige Jahrhundertwende eine Zeit besonderer „Events“, zu der auch die 900-Jahr-Feier der Stadtrechte für Villingen 1899 mit Präsenz des Großherzogs und Tausenden Besuchern aus Nah und Fern zählten.

Info

Die sieben Säger-Bilder, teils stark beschädigt, zeigen pitoreske Szenen aus dem historischen Villingen, die bis Ende der 50er Jahre im „Meyerhof“ hingen. Ab 1958 schlummerten die Werke mit knapp eins 75 Meter  Breite in der Altertümersammlung, von wo sie Paul Revellio, Villingens damaliger Parade-Historiker „auf Befehl eines Stadtrats“ wieder aufhängen musste. Revellio habe damals vernehmlich „gemault“, weil dies ohne dringende Renovierung bei dicker Patina aus Nikotin der Jahrzehnte im Wirtshaus geschehen sollte.

Seit 2011 ist nun zumindest ein Säger Bilder auch öffentlich wieder ein Hingucker. Was mit sieben Exponaten lange im Alten Rathaus über zwei Stockwerke dahindämmerte, hängt nun dank einer überaus großzügigen Spende aus 2011 in der Zehntscheuer der Narrozunft an der Turmgasse: der „Stammtisch der Bürgerwehr.

Knapp 20 Jahre ist es her, als Museumsleiter Michael Hütt schwärmte, dass es leider keinen Gasthof dieser Art mehr gebe. Von der Bürgerwehr-Szene war die Villingerin Doris Feld an getan, die zu deren 60tem eher um Geldgeschenke bat, um die Summe  das „Supraporte“, eines Gemäldes über der Tür, restaurieren zu lassen

Noch fehlt es an weiteren Spenden, was eine  neuerliche Aktion, vielleicht mit Postkarten zu den Säger-Bildern nicht ausschließt. Bis dahin möge man im Alter bis 12 und der Freude an Rittern und Gefolge vorerst mal eine Kopie aus der Festschrift von 1899 ausmalen…

Buben bis 12 und der Freude an Rittern und Gefolge ist es vorbehalten, mal eine Kopie aus der Festschrift von 1899 auszumalen…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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