Friedrich Demmler – Farben en Gros und en Detail

Wirtschaftswandel – Von früheren Betrieben, ihren Inhabern und den Belegschaften / Teil 5 Farben Demmler

Blick in die Sechziger Jahre, die Boomjahre in Villingen – lose Folge in 2020 als Firmenserie des Schwarzwälder Bote

Einige Firmen zählten über Jahrzehnte zu den führenden in Stadt und Land, boten sichere Arbeitsplätze, erfuhren wirtschaftliche Veränderungen, die zum Wechsel der Inhaber, zur freiwilligen Liquidation oder in den bedingten Konkurs führten oder aber sie konnten bis heute ihren Bestand wahren.

Unteres Krawazi – einst und heute

Als Buch-Kollektiv mit werbender Darstellung ihrer  Unternehmen stellten  Firmenchefs 1964/65 dereinst ihre Betriebe, ihre Leistungen  und ihr Personal  ins Licht der „public relation“: selbst finanziert, kurz und präzise.

Den Sammelband aus 1964/65 machte damals ein Vorwort von OB Severin Kern bedeutend, der diese zeitgenössische  „Kultur-und Wirtschaftschronik“ der Boom-Jahre als „Urkunde und Kunstwerk“ einstufte, das sich als „Goldenes Buch“ des Kunstverlags Bühn in München „aus der Masse der stadtamtlichen Bücher heraushebe“.

Den begleitenden Überblick zur 1000-jährigen Stadtgeschichte schrieb der Villinger Historiker und Studienprofessor Paul Revellio (1886 – 1966). Die Portraits einzelner Inhaber mit weiteren Villinger Motiven und Skizzen, auch zu ehemaligen Betriebs-Gebäuden, schuf Gyorgy Jancovics, München.

 

 

Heute: Friedrich Demmler – Groß und Einzelhandel in Farben & Lacken

Knapp 140 Jahre sind es, seit Wilhelm Lottholz, Großvater des Friedrich Demmler, Jahrgang 1914, sich schon 1889 mit der feinen Kunst der Einrahmungen und dem Handel mit Goldleisten beschäftigte und Oma Luise Lottholz gleich daneben in der unteren Gerberstraße einen Laden mit Kolonialwaren umtrieb.

Doch diese Grundlage fügte sich nicht so ganz passend in die Berufspläne des Enkels, der eigentlich Optiker werden wollte. Doch einen solchen Ausbildungsplatz gab es damals nicht, weshalb er sich der Lehre als Kaufmann für Kolonial-, Material- und Farb-Waren  bei „Meyer am Markt“ in Stuttgart stellte.

Zurück in der Heimatstadt gelang Friedrich gerade noch der Umbau zum Farbengeschäft mit weiterhin Kolonialwaren, bis 1939 der Wehrdienst den beruflichen Fortgang hinderte.

Nach 1945 stand dem kaufmännischen und betrieblichen Geschehen nichts mehr im Weg: mit der Währungsreform und bei normalisiertem Wirtschaftsleben wurde der Kundenkreis größer und der Absatz regionaler.

Haus der Kolonialwaren mit Luise Lottholz

Da wurde 1951 gar ein Lagerhaus in der Mühlenstraße 11 mit Gleisanschluss nötig, und der Einzelhandel im unteren ‚Krawazi‘ mit allerlei Spezialitäten für Küche, Vorrat, Hof und Garten, mit Kaffee, Schokolade und Kakao wurde aufgegeben,  um auch diesen Laden für den Handel mit Farben zu nutzen. Damals noch  mit Kreide, Leim- und Öl-Farben und erweitert im ehemaligen Stallgebäude an der unteren Gerberstraße 76/78.

Um der Kundenfrequenz im Detail-Handel zu entsprechen, nutzte Demmler sen. 1953 das Hinterhaus an der Goldgrubengasse für ein „Detailgeschäft“ mit offener Front zur Niederen Straße. Der Erfolg blieb, ein Lagergebäude an der Niederen Straße wurde 1963 bereits geplant, und zu seinem Absatzmarkt durfte „FD“ in der damaligen gebundenen PR feststellen, dass „kluge Planung und kaufmännisches Geschick“ als Tugenden gepflegt werden müssen.

Oma Luise mit Enkel Ulrich im Garten zwischen Gerberstraße und Goldgrubengasse

 

Heute gilt Ulrich „Uli“ Demmler, Jahrgang 1944, quasi als „FD Junior“, denn auch er schlug den Weg des Drogisten ein und absolvierte seine Lehre beim „Groß-Drogist Greis“, einem gebürtigen Konstanzer in Waiblingen, und an der Kaufmänischen Hasenbergschule in Stuttgart

Vom Bezugspreis, von Rabatt und Skonto, der Drein- oder der Draufgabe hörte Ulrich jedoch schon vor der Lehre. Gehört er doch zu jenen, die auf der Höheren Handelsschule noch bei Studienrat Lothar Schill im Ur-Alt-Schulgebäude an der Bertholdstraße gegenüber der Tonhalle unterrichtet wurde.

Dass Ulrich als einer der letzten „Drogist mit Giftprüfung“ wurde und mit welcher Raffinesse er an ein obligates ‚Herbarium‘ mit mindestens 80 Pflanzen für die Prüfung kam, lässt man sich heute von ihm selbst am besten vormittags an der Niederwiesenstraße erzählen.

 

Schreibe einen Kommentar