Gedenkstein aus 1905 zu Ehren des Großherzogs im „Waldhotel“

Versteckt aber riesig –  Friedrich lobte Ruhe und Luft – Kaiser Wilhelm II. am Kirnacher Bahnhöfle

Wer wann auch immer ganz in den Nordwesten des Stadtbezirks Villingen zum Germanswald spaziert, durch diesen joggd oder radelt, vorbei am Standort-Schild des ehemaligen St. German-Klösterle und vorbei am Waldhotel „Tannenhöhe“, dann schwingen bei manchem Einheimischen ganz sicher auch eine Portion Lokalhistorie und ein wenig Nostalgie mit.

 Denn 1899, als der Villinger Aussichtsturm auf Initiative des „Verschönerungsvereins“ und bei engagierter Fürsprache durch den damaligen Oberförster Hubert Ganter samt der 30 Mitgliedern der „Thurmbau-Genossenschaft“ kurz vor seiner Einweihung im August auf der „Wannenhöhe“ stand,  wurde auch das ehemalige „Waldhotel“ in ganz entgegen gesetzter Richtung fertig.

Betreiber des „Waldhotel Villingen“ war damals Hermann Schlenker, der mit Bildkarte und werbendem Text seinen überaus großzügigen und wohl auch großartigen Hotelbetrieb der Öffentlichkeit vorstellte. Er reihte die Vorzüge seines Hauses blumig aneinander, grad so, wie es viele Jahrzehnte die jeweils zeitgerechte Werbung nachmachte.

Einst ein  hochadliger Gast, der samt seiner Entourage auf dem Weg zu seiner Insel Mainau immer auch für einige Tage im damaligen Waldhotel logierte.

So dauerte es grad mal sechs Jahre, bis die höchsten der damals weltlichen Herrschaften in Baden das Waldhotel besuchten: Großherzog Friedrich von Baden wurde zum Dauergast, weshalb man wegen seiner jährlichen Präsenz in Villingen auch eine beliebte Bildkarte fertigte.

Und noch größer und verblüffender war die Nachricht, dass 1905 der Neffe des Großherzogs, nämlich Kaiser Wilhelm II. am Kirnacher Bahnhöfle mit einem Sonderzug und zwei Lokomotiven zwecks Besuchs seines Onkels im Waldhotel ankommen werde, um hier ein paar erholsame Tage zu verbringen.

Eröffnet wurde das Waldhotel 1900, wofür der damalige Haupt-Aktionär, Fürst Max Egon zu Fürstenberg, bereits bei der Grundsteinlegung 1899 lobende Worte fand:

„Zum Heile der Menschheit, zum Wohle der Stadt Villingen“.

Zweimal, 1904 und 1906, wurde das Hotel um eine „Villa Waldhaus“ erweitert, und so dauerte es Jahrzehnte, bis 1950 die Adlige Christa von Viebahn, Gründerin des Diakonissen-Mutterhauses in Aidlingen, die Hotelanlage übernahm, um daraus ein christliches Gästehaus zu machen: die „Tannenhöhe“ war geboren, womit nicht die topografische Lage, sondern die „Größe der Botschaft Gottes“ gemeint war.

Inzwischen sind über die einstige Herberge des Hochadels Jahrzehnte verstrichen.

Wer sich den heutigen Park mit dem Gedenkstein aus 1905 ansehen will, der möge sich unbedingt an der Pforte anmelden, um sich als interessiert zu erklären.

Denn der Park ist weitläufig, und Hausgäste und Fremde erkennen erst auf den richtigen Hinweis, wo der wenigstens drei Meter hohe Gedenkstein steht, der 1905 zur erwarteten und feierlichen Ankunft des Großherzogs Friedrich von Baden erstellt worden war.

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Gedenkstein aus 1905 zu Ehren des Großherzogs im „Waldhotel““

  1. Das Stadtarchiv weiß im August 2025

    VS-Villingen „Zum Heile der Menschheit, zum Wohle der Stadt Villingen“ – mit diesen ehrfurchtsvollen Worten würdigte Max Egon von Fürstenberg, Hauptaktionär des Projekts, die Grundsteinlegung des Waldhotels. Vor genau 125 Jahren öffnete das elegante Haus am Rande des Villinger Stadtwaldes seine Türen. Elegant und mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattet, war das „Waldhotel“ von da an eine der exklusivsten Adressen der Region. Ausgestattet mit Zentralheizung, einem Swimmingpool und einer Autogarage blieb kein Wunsch der Gäste offen. Die großzügige Parkanlage lud zum Flanieren ein, von der Terrasse des Restaurants konnte man den Ausblick über die Baar und bis zu den Alpen genießen.
    Auf der Werbekarte von 1905, das Archivale des Monats August des Stadtarchivs, ließ Hermann Schlenker all diese Vorzüge malerisch ins Bild setzen. Diesem besonderen Ambiente konnten auch hochadelige Gäste nicht widerstehen. Großherzog Friedrich I. von Baden und seine Gemahlin beliebten im „Waldhotel“ abzusteigen – oft auf dem Weg zur Insel Mainau. Und im Jahr 1905 wurde es gar kaiserlich: Kaiser Wilhelm II. rauschte im Sonderzug an der nahegelegenen Schwarzwaldbahnstation an, um seinem Onkel, dem Großherzog, einen Besuch abzustatten. Gemeinsam verbrachten sie einige erholsame Tage im „Waldhotel“.

    Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zerfiel jedoch der Glanz vergangener Zeiten. Die Gebäude wurden zum Lazarett umfunktioniert – zunächst für die Wehrmacht, später für Kriegsgefangene. Das Kriegsende ließ marode Gebäude zurück. Christa von Viebahn brachte den Neuanfang: Umgetauft in „Tannenhöhe“, verwandelte sie die Anlage in ein christliches Gästehaus. An die alten, herrschaftlichen Zeiten erinnert heute noch ein Gedenkstein – errichtet zur feierlichen Ankunft des Großherzogs im Jahre 1905.

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