Belagerung 1633 – die Württemberger ziehen ab, die Not bleibt

Villinger plündern und brandschatzen Schwenningen am 23. Januar 1633

Mächtig, trutzig, wehrhaft: der für die belagerten Villinger strategisch wichtige Romäusturm.

„Bis gestern, den  22. Januar, war die Stadt einem starken Beschuss ausgesetzt. Über 500 Kugeln wurden aus den feindlichen Artilleriestellungen auf die Stadt abgefeuert!“ Der dies zeitgenössisch festhielt, war Theoger Gästlin, der auch zwei Woche zuvor unter dem 7. Januar 1633 festhielt, dass der ganze Magistrat samt dem Pfarrherrn und den „p.p. Franciscanis“ zum Herrn Oberst-Lieutnant Johann Werner Äscher von Büningen in sein Logement gingen und haben „ihn gebethen, er wolle sie nicht in das äußerste  Verderben setzen.“

Äscher, Burgvogt von Breisach, war im November 1632 auf Order der vorder-österreichischen Regierung als Kommandant mit 520 Mann nach Villingen gezogen, wo er es kraft seiner überzeugenden Persönlichkeit verstand, den Verteidigungswillen und die Zuversicht der Villinger zu stärken. Zugleich schaffte er es, alle Maßnahmen zu treffen, um der ersten Belagerung im Januar 1633 gewachsen zu sein.

Der 30-jährige Krieg, der 1618 aus religiösen und politischen Gegensätzen mit dem Aufstand der böhmischen Protestanten gegen den Kaiser begonnen hatte, rief auch die Schweden und die Franzosen auf den Plan, die sich wegen der erfolgreichen kaiserlichen Heere vor einem übergewichtigen Habsburg zu fürchten hatten.

Doch erst 1630 waren die Schweden bis in den Süden vorgezogen, wobei es auch zu einem Bündnis mit den Franzosen kam, dem 1631 auch Württemberg beitrat. Für die „Schwaben“ eine gute Gelegenheit, sich verstärkt gegen den habsburgisch-österreichischen Druck auf ihr Territorium zu wehren. Am besten erschien es, Rottweil und Villingen einzunehmen, was man 1632  durch unstrittige Übergabe einforderte.

Für die Villinger stellte sich die Frage, ob sie „akkordieren“ oder bei  Hause Österreich verharren wollten. Denn  Rottweil war eingenommen worden, was sich eher lähmend auf den Widerstandswillen der Verteidiger ausgewirkt hatte.  Doch Äscher beschwichtigte und überzeugte die Zauderer, dass man sich des Feinds erwehre. General Horn zog zwar mit seinen schwedischen Heerscharen ab, doch Oberst Rau führte die württembergischen Truppen und geschätzten 2000 Man von Osten her gegen die Stadt.

Das nutzten die Belagerten ihre Abwehr massiv auch dort einzurichten, wo sie ansonsten doch eher vom Hubenloch hergefährdet waren. Hinzu kamen Kälte und Nässe sowie zunehmende Desertion auf Seiten der Württemberger, dass Rau die Belagerung aufhob und  abzog.

Die Schäden am Bickentor hatten gezeigt, dass die Villinger mit ihren materiell und technisch überkommenen Festungsanlagen beim Einsatz schwerer Feuerwaffen stark gefährdet waren: zwei Rundelle, das Vortor und das Bickenkloster waren stark zertrümmert worden.

Villingens wichtige Wehrbauten Anfangs des 17. Jahrhunderts: gegen die Feuerwaffen jedoch nicht auf dem besten Stand bei der Feuerkraft der Angreifer (aus: Brüstle)

Die erste Belagerung 1633 war somit abgebrochen, doch begann für die Stadt der Kampf um Proviant und Futtermittel für Mensch und Tier. Man scheute sich nicht, mit bewaffneter Hand, Nahrungsmittel, Vieh und jegliches brauchbare Material aus den umliegenden Dörfern zu rauben, was auch die abziehenden Württemberger so gehalten hatten. Raub, Plünderung und Brand führten dazu, dass der Krieg den Krieg ernährte.

Täglich wurden sogenannte Ausfälle geritten, um die Ernährung zu sichern. Bei den Streifzügen wurde auch Schwenningen nicht ausgenommen: nachdem erst die Württemberger raub- und brandschatzend durchgezogen waren, wurde Schwenningen von den Villingern gleich zweimal, am 21. und 23. Januar, 1633 überfallen, geplündert und in Brand gesteckt. Erst im Mai verließ Äscher die Stadt, der an seinen Offizier Hauptman Stärklin das Kommando abgab.

Schon Ende Juni 1633 stand den Villingern die zweite Belagerung durch Oberst Rau und dessen Herrn Eberhard von Württemberg bevor…

 

 

 

 

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