Die Kapuziner – Klöster in Villingen (I) –

Kapuzinerkloster wurde zu Bräuhaus und Brennerei – Pater Hippolyt begeisterte die Villinger mit Vorträgen – Fulguis spendete Sakramente

Ihre Präsenz war Wunsch der Bürgerschaft, denn der Kapuziner-Pater Hippolyt aus Freiburg hatte schon um 1650 mehrfach die Bürger mit seinen Ansprachen inspiriert, weshalb man  solche Prediger und Vortragende man dauerhaft in der Stadt haben wollte, so auch der Wunsch von Bürgermeister Engesser und Stadt-Syndicus Lipp.

 

Und so gestattete, man dem Orden gar die Wahl, den Standort für ihr Kloster zu bestimmen: gleich beim St. Wendelins-Tor, dem Niederen Tor, gleich bei der Wendelins-Kapelle oder in der Rietstraße bei der Antonius-Kapelle, deren Anwesen in der Neuzeit zum Wirtshaus Antonius-Keller wurde.

Der Orden entschied sich für die Niedere Straße und die dortigen kleinen Gebäude samt einem Gärtlein.

Ein schweres Holzkreuz zu Ehren des Hl. Franziskus markierte ab dem 16.August 1654 die künftige Baustelle, zu der man in einer feierlichen Prozession vom Münster zog.

Nach dem der Grundstein gelegt war, am Feste Maria Himmelfahrt, dem 15. August 1655, waren auch die ersten vier Patres der Kapuziner aus Freiburg präsent, die nahe der künftigen Baustelle in der damaligen Siechen-Schaffnei wohnten. Diese stand im Eigentum des Bistums Konstanz und wurde an die Stadt für 1000 Gulden verkauft, 1661 abgerissen und eben zum Bauplatz des Klosters.

Während des Baues bis 1664 hatte die Stadt den klösterlichen Bauherren die ‚tannene‘, die F.F. Herrschaft das ‚eichene‘ Bauholz gestellt. Das steinerne Baumaterial stammte aus den Ruinen, die die Wirren und Brandschatzungen des 30-jährigen Krieges rund um die Stadt, wie bei der Konrads-Kapelle in Vockenhausen, hinterlassen hatte.

Zwei Jahre dauerte der Bau mit Kirche, bis Johann Franz von Prasperg, Bischof von Konstanz, an Peter und Paul, dem 29. Juni auch die neue St. Wendelins-Kapelle weihte.

Die damaligen Baukosten von 3797 Gulden stammten mit 2125 Gulden aus Vermächtnissen zugunsten des Ordens.

Die Kapuziner in Villingen waren als Ordensleute bald sehr beliebt als Seelsorger und Beichtväter.

Das Kloster selbst blieb mit 20 Zellen für Patres, Brüder und Laienbrüder recht klein, man lebte von Almosen und in der Gunst des F.F. Landgrafen Franz Karl, der sich zu Lebzeiten wünschte, später in der Kirche der Kapuziner, der Wendelins-Kapelle, beerdigt zu werden.

Während der Belagerungen durch die Franzosen 1703 und 1704 wirkten die Kapuziner engagiert als Feldgeistliche und bei der Pflege der Verwundeten.

Besonders ein Pater Fulguis leistete Beistand, als die Franzosen beim Franziskaner eine Bresche geschossen hatten und Fulguis den schwerst verletzten Verteidigern die heiligen Sakramente spendete.

Ende des 18. Jahrhunderts beschränkte das Kaiserhaus die Freiheiten der Klöster. und der Bettelorden, bis schließ ein Dekret von 1785  bestimmte, dass auch das Kapuziner als überflüssig zu schließen sei.

Doch weitere 20 Jahre hielt das Klosterleben b ei „kümmerlichem Dasein“ an. Neue Ordensleute und Brüder blieben aus, 1790 waren es noch zehn und 1805 noch zwei Patres und zwei Laienbrüder.

Insgesamt hatte die autoritäre Regierung Habsburg schließlich 50 000 Ordensleute mittellos und heimatlos gemacht, gegen deren Willen, 800 Klöster mussten schließen, was auch die katholischen Untertanen entrechtete und kränkte.

Mit dem Anfall der Stadt Villingen an Baden 1806 wurde das Kloster ganz aufgehoben. Der letzte noch wohnhafte Kapuzinerpater starb 1814.

Nur kurz wurden die Klostergebäude noch zum Militärhospital, bis 1820 sechs Villinger Bürger die Anlage samt Kirche für 2500 Gulden kauften und Lammwirt Schilling darin ein Brauhaus als „Gesellschaftsbrauerei“ und im angebauten Felix-Kirchlein eine Schnapsbrennerei installiert; beides hatte Bestand bis 1880.

Danach wurden Kloster und Kirche zu Wohnzecken genutzt, von dem aus wohl der ehemalige Laienbruder Jakob Blessing, einst klösterlicher Baumgärtner, die heutigen Ringanlagen, die einstige Fülle, und das Hubenloch mit Obstbäumen bepflanzte. Wegen seiner Herkunft aus Unterkirnach, nannte man in der Bevölkerung „de Wälder-Jockele“.

Heute wird die einstige Klosterkirche und deren früherer Kreuzganz ganz profan genutzt: mit Pizzeria, Frisör und Anwaltskanzlei.

Der einstige Bieter-Wettstreit um das Anwesen zwischen einem der einst populärsten Anwälte der Stadt und einem gebürtigen Villinger Immobilien-Mäzen („Ich habe Herzblut für Villingen“) aus München ist indess längst vergessen.

Amen.

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