„Waffenschmiede“ im „Glunkenhaus“

Wo einst auch mal ein Colt rauchte – Legendäre Fasnet-Partys bei Hans und Irene – Brohammer-Fotos in vielen Alben

 „Alles hat seine Zeit“, weiß der Volksmund, und so bleiben nach Jahren des Alltags oft nur die Erinnerungen, was denn einst vor 40 und mehr Jahren und eben auch danach als gut beliebt und attraktiv galt. So die „Waffenschmiede“, später „La Hacienda“ mit Terrasse und dem „Zinserkeller“, die im Erdgeschoss und auf einem halben Stockwerk tiefer im historischen „Glunkenhaus“ am Ende der Färberstraße betrieben wurde.

Das alles begann anfangs der 70er, als Hans und Irene Reinacher in der „Waffenschmiede“ wirteten und all jene zu den beiden kamen, die sich zur Szene zählten und auch dazu gehörten.

Bei nahezu allen Fasnet-Partys vielfältig und häufig im Bild festgehalten vom Fotografen Brohammer, der aus seiner Dunkelkammer schnelle Ergebnisse lieferte.

Ein oder auch zwei Schuss aus dem Colt von „Revolver-Man“ Hans auf  decken-hängende Bierkrüge an schweren Eisenhaken und an Ketten gingen ihm jedoch durch, falls diese Legende zum „Cowboy“ überhaupt stimmt.

Dies geschah bis in die späten 80er Jahre, bis man sich zunächst ab 1993 bei Franco Moretti, dem gebürtigen Villinger, dem gelernten Koch mit italienischen Wurzeln, im kleinen  mexikanischen Restaurant „La Hacienda“ auf der gegenüber liegenden Seite traf.

Der Erfolg gab ihm, dem Team und der Küche recht, bis sein Anwalt Markus Heimburger um 1999/2000 die „Waffenschmiede“ ersteigerte und Moretti als  Pächter mit „La Hacienda“ umzog.

Als Gastgeber, Koch und Wirt machte sich Moretti lokal und regional weiterhin einen guten Namen, was bis März 2016 auch anhielt. Doch den Pachtvertrag wollte er nach 16 Jahren nicht verlängern. Seither führt er mit gleichem Erfolg das Restaurant „Camilli da Moretti“ außerhalb der Stadt.

Sechs Jahre nun stehen die Räumlichkeiten der einst populären „Waffenschmiede“ im historischen Glunkenhaus noch immer leer, obwohl Anwalt  Heimburger  nach März 2016  wieder ein Restaurant etablieren wollte, wobei er an Ähnliches wie zuvor dachte.  Doch die Zeit verging, wie auch die für das historische Haus. Einst erbaut als reine Holzkonstruktion und erstmals 1573 im Eigentum der Familie Glunk erwähnt.

Als die Villinger sich im 17. Jahrhundert mehrfach von Kriegsgefahr bedroht sahen, wurde das „Leprosorium“ im sogenannten Gutleut-Haus südöstlich der Brigach (heute Gerwigstraße) abgerissen und das Glunkenhaus wurde zur Herberge der Kranken.

Ab dem Jahre 1760 wurde das Glunkenhaus zum Städtischen Fruchtkasten und ab 1827 komplett wirtschaftlich genutzt. Nach dem Umbau des Hauses 1982 durch den Architekten Elmar Fuhrer wurde das Glunkenhaus (zueletzt genutz durch den Großhändler Spathelf ?)  bis zur Zinsergasse zur Adresse für Wohnungen, Praxen und einem Café.
Vierzig Jahre, die fast wie im Flug vergingen…

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