Denkmal für den streitbaren Oberförster

Peter & Paul 1896:  Bürgermeister Osiander lobt im Nachruf seinen Widersacher – In den 60ern ein Schulwanderziel

Als im Februar 1876 dem Forstpraktikanten Hubert Ganter, gebürtig in Rippoldsau und Gymnasiast in Donaueschingen und Offenburg, die städtische ‚Bezirkforstei‘ übertragen wurde, hatten  zuvor die beiden Bezirksförster Hubbbauer und Hof sowie der Forstei-Verweser die Dienstgeschäfte erledigt. Denn seit zwei Jahren war den lokalen Polit-Honoratioren endgültig klar, dass der Villinger Stadtwald nicht dem badischen Großherzogtum und damit dem Staat  übereignet werden sollte.

Während Hof wie zuvor Hubbauer noch für 1000 Gulden jährlich in Diensten waren, bot die Stadt 1876 in ihrer Stellenausschreibung  2000 Mark, die bei Bewährung auf 2600 Mark steigen könne. Ganters überzeugendes Bewerberprofil nutzte dieser, so dass er bereits nach einem Jahr 2300 und Ende 1877 2600 Mark erhalten wolle.

Als er am 1. April 1876 seinen Dienst begann, so schreibt der frühere Forstdirektor Ulrich Rodenwaldt in seinem Buch „Das Leben im alten Villingen II „ (1990/91), habe mit Ganter ein Mann mit großen waldbaulichen Fähigkeiten, mit Weitsicht, Tatkraft und Durchsetzungsvermögen die Geschicke im und um den Villinger Stadtwald für knapp 20 Jahre übernommen.

Und deshalb erkannte man schließlich auch auf Ganters frühen Tod mit nur 47 Jahren, dass sein stets ungestümes Streben und seine bedenkenlose Missachtung gegenüber seinen eigentlichen Haushaltsmitteln seiner
doch ungewöhnlichen Person zuzuschreiben war, die die Stadt mit diesem Mann zu früh verloren hatte.

Wenige Wochen nach Ganters Tod, machte im September 1895 der Verschönerungsverein, der durch Ganter initiiert, dessen Vorstand er lange war und aus dem 1888 der Schwarzwaldverein der Ortsgruppe Villingen entstammte, eine Eingabe, dem Verein einen Gedenkstein und einen ebensolchen -platz zu überlassen.

Denn es galt, einen wenn auch umstrittenen Mann zu würdigen. Dies wurde am Zusammenfluss von Kirnach und Brigach nahe dem Kirnacher Bahnhöfle schließlich ein Jahr später realisiert.

„Der Schwarzwälder“  berichtete damals zum Ereignis an Peter und Paul, dem 29. Juni 1896, dass in feierlicher Ruhe des Waldes der Sängerbund die Weihestunde eröffnete. Der Festredner betonte, wie Ganter in der Blütezeit seines Schaffens die „an Geist und Gemüt leidende Menschheit auf die Heilwirkung des Waldes mit dessen Schönheit, Stille und Duft“ hinwies.

Und auch Ganters Widerpart, Bürgermeister Heinrich Osiander. zögerte nicht, Ganters Diensteifer, seine Gewissenhaftigkeit und die Leistung zur Wirtschaftlichkeit zu betonen.
Und Osiander vergaß nicht, Ganters Ergebnisse aufzuzählen, wie den Römerweg zum Salvest, den übers Laible nach Pfaffenweiler, den Hangweg zum Salvest und die Pflege der Ruine Kirnek, den Kirnachtalweg nach Unterkirnach, die Erschließung des Wieselsbachtales, die Ahorn-Eschen-Alleen zur Loretto-Kapelle in der Hammerhalde, die Ausgrabungen am Keltengrab und den Weg zur Wanne, wo bis heute das technische Denkmal ‚Aussichtsturm‘ mit 30 Metern Höhe steht, dessen Bau Ganter 1888 über eine Genossenschaft finanzierte.

Trotz der Kenntnis von Ganters  „langem, hoffnungslosen Leiden“ nährte sich immer wieder die belegfreie Legende, Ganters frühes Ableben habe nicht nur  mit seiner erkrankten Physis zu tun.

Ganters Witwe Julie starb nur 104 Tage später mit grad mal 42 Jahren. Auf dem Friedhof Villingen wird seither für beide ein Ehrengrab gepflegt.

 

 

 

Schreibe einen Kommentar