Der „Uhustein“

… im Groppertal und eine ‚Wildsau‘ für die Ewigkeit       

Mit den Rad-Geppeln waren es Mitte der 60er-Jahre 20 Minuten, um dorthin zu gelangen, wo das Abenteuer lockte: zum Uhustein, wenige hundert Meter nach dem Kirnacher Bahnhöfle. Und wer von den abenteuerlustigen Buben ein wenig mehr Phantasie hatte, der musste sich schon schwer überlegen, ob denn nicht doch die Mär stimmen könne, dass von der berteits ausgekundschafteten Benediktiner-Gruft, mit ihren zahlreichen Grablegen und zugehörigen Grabplatten ein unterirdischer Gang von der Stadtmauer aus zum Germanswald führt. Ein wohl geheimnisvoller Tunnel, den die ersten Mönche gegraben hätten und durch den es zu fliehen galt, wenn wieder mal die Zähringerstadt – von welchen Horden an Belagerern auch immer – bedroht war.

 An den „Uhustein“, weit außerhalb der Stadt und gar mindestens einmal unter dem Bach Brigach durch, soll der Stollen geführt haben. Eine solche Vermutung in den jugendlichen Köpfen war damals keinen Zweifel wert.

Viel eher kannte man doch gleich mehrere Höhlen-Ausgänge am „Uhustein“, wo verschiedene Buben-Banden deren furchtloseste Burschen am Seil gesichert einige Meter in die Stollen geschickt haben. Dorthin, wo das Dunkel trotz Taschenlampen die meisten Wagemutigen schließlich nach ein paar Metern doch entmutigte.

Zündend waren die Spekulationen dann auch zur  „Granit-Sau“ in direkter Nähe zum Uhu-Felsen. Und noch sind Herkunft und Bedeutung der steinernen Sau in Lebensgröße nämlich seit mehr als einem Menschenleben äußerst mysteriös.

So ist sie für die einen Symbol für die letzte Wildsau, die im stadteigenen Villinger Germanswald erlegt wurde, für andere stellt sie die Erinnerung der Bergleute des frühen 19. Jahrhunderts an das Silberbergwerk am Uhustein dar. Für die Dritten ist sie fotografische Erinnerung an die Kindheit, als die Familienausflüge ins Groppertal und an die „Villinger Riviera“ noch recht stadtnah ausfielen.

Was längst jenen auffallen musste, die die Granit-Sau seit ihrer Jugend kennen, und zur Überraschung derer, die nur gelegentlich im Germanswald spazieren: die Sau hat längst einen neuen Standort. Stand sie doch über Jahrzehnte immer schiefer und wollte sich so gar nicht mehr foto-motivisch „be-reiten“ lassen.

Zu den historische Fakten äußerte sich bereits 1962 Hans Maier in seinem Büchlein über die Flurnamen der Stadt Villingen: am Uhustein hatte man 1803 bis 1815 im Kleinbetrieb tatsächlich einzelne Stollen in den Granit getrieben, um schließlich und endlich 3100 Zentner Brauneisenstein, eine Vorstufe für edles Silber, zu gewinnen, was allerdings während der 12 Jahren Betriebsdauer nur zu einem Erlös von 8029 Gulden geführt haben soll. Also rentierten sich die Erz-Gänge nicht und diese Art Bergbau nahe Villingen wurde aufgegeben.

Der steil zur Fahrstraße abfallende Klotz aus Eisenbach-Granit ist geologisch ein sub-vulkanisch magmatisch entstandenes Gestein, ein grobkörniger Magmatit (Plutonit), dessen Bestandteile aus Feldspat (rosa), aus Quarz (glasighell) und Glimmer (weiß als Muskovit, schwarz als Biotit) den Eisenbacher Zwei-Glimmer-Granit ausmachen. Entstanden in erdgeschichtlicher Zeit als aufsteigendes glut- flüssiges Magma innerhalb der oberen Erdkruste, erstarrt in den Bewegungen im Gefüge der Erdkruste. Schon die frühen Kelten der Hallstattzeit (750-450 v. Chr.) könnten hier nach Erzen geschürft haben, auf die sie zunächst an der Oberfläche stießen. Denn nur wenige hundert Meter südlich, am Zusammenfluss von Kirnach und Brigach, dem Kapf, lag eine eisenzeitliche Siedlung, deren Fundgut zum Fürstengrab Magdalenenbergle auf dem hinteren Laible passt.

Die Menschen jener Zeit dürften auch am Uhustein das nahe Mangan- und Eisenerz ergraben haben, um es an Ort und Stelle mit Holzkohle und Wasser zu verhütten, um dabei aus den mangan-haltigen Eisenerzen Klingen und Werkzeug zu gewinnen.

Heute zeigt sich der Uhustein erodiert und verwittert, weist als Felsabsturz fast parallele Fugen und Klüfte auf: ein typisches Trennflächen-Gefüge des Granits mit „Matratzen, Kissen oder Wollsäcken“

Seit mehr als sechs Jahren hat auch die städtische Forstverwaltung den Uhufelsen im Fokus, denn die Bergbau-Stollen liegen auf dem Wanderweg ins Groppertal, der als Genießerpfad markiert ist. Auch das Landesbergamt war schon vor Jahren vor Ort,  die Stollen zu untersuchen.

So geht auch der Forstamtsleiter davon aus, dass sich ein ursprünglich langer Erzgang vom Kirnacher Bahnhöfle ein paar hundert Meter westlich hinzieht; mit  Quergängen, um ehemals den Erzgang zu erschließen.

Rund um den Uhustein sind große Hohlräume zu vermuten, wie auch betagte Villinger einst berichteten, als sie beim Spielen unter einer Wurzel ein Loch entdeckt hätten, in das sie Steine warfen, die verzögert aufschlugen. Auch hätten sie sich in einen Hohlraum von rund sechs Metern Durchmesser abgeseilt, doch die genau lokale Erinnerung war nicht mehr gegeben.

Ein interessantes Detail: in den 50er Jahren suchte man deutschlandweit nach radioaktivem Material;  ein Messpunkt war wohl auch der  Uhustein, für den eine erhöhte Radioaktivität festgestellt wurde; die jedoch nicht als abbauwürdig eingestuft wurde…

2 Gedanken zu „Der „Uhustein““

    • …wer die Granit-Sau sucht, der begebe sich auf den Trimmpfad im Germanswald
      ab der Tannenhöhe und renne, jogge oder latsche in Richtung Uhustein.
      Handtuch nicht vergessen für ein Kneippsches Armbad gleich nach 300 Metern.
      Ein paar 100 Schritte weiter steht sie dann…und lässt sich auch bereiten.

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