Deuschle-Kartonagen für Saba, Kienzle & Co.

Wirtschaftswandel – Von Betrieben, Inhabern und den Belegschaften / Teil 13 – Blick in die 60er Boomjahre in Villingen – Firmen-Serie im Schwarzwälder Bote 2020/21

Mit den Aufbaujahren nach 1945 wurden einige der alten und auch neuen Firmen zu den stadtbekannten vor Ort und in der Region. Sie boten Arbeitsplätze, ihre Waren und ihre Dienste an, sie wechselten ihren Laden oder änderten den  Produktionsstandort. Es wechselten die Inhaber, man bewarb die Firma und ihre Produkte, nutzte den Ausverkauf und liquidierte freiwillig oder geriet in den bedingten Konkurs. Andere wahrten ihren Bestand bis heute.

 In einem roten, hochwertigen Buch-Kollektiv stellten sich Firmeninhaber 1964/65 vor, benannten ihre Leistung und ihre Belegschaft mit knapper „public relation“, selbst finanziert, knapp und präzise.

Villingens einstiger OB Severin Kern benannte das Werk als „Kultur-und Wirtschaftschronik“ der Boom-Jahre und als „Urkunde und Kunstwerk“. Ein „Goldenes Buch“, editiert vom Bühn-Verlag in München, mit historischem Blick auf 1000 Jahre Stadtgeschichte durch den Historiker Paul Revellio (1886 – 1966), mit Portraits einzelner Inhaber, mit Villinger Motiven und mit ehemaligen Betriebsgebäuden, gezeichnet von Gyorgy Jancovics aus München.

Heute: Julius Deuschle KG Kartonagenfabrik

Die Historie der Kartonagenfabrik von Julius Deuschle begann bereits 1888 in Schiltach. Dort gründete Deuschle mit einigem Stolz auf die Vorfahren und auf das verbliebene Familienwappen eine Fabrik für Kartonagen.

Einst bekannt als Villingens „Kartong-Fabrik“ mit Wappenzier: die Julius Deuschle KG zwischen Warenburg- und Langstraße. Montage: Bräun

Doch schon sechs Jahre später, 1894, wurde Villingen zum neuen Standort für die Fabrikation.

An der oberen Warenburgstraße, nicht weit vom Zentrum, ließ er eine kleine Fabrik mit Wohnhaus errichten, was dazu führte, dass weitere gute Geschäfte bereits 1905 einen einstöckigen Anbau erforderlich machten, der nach hinten bis zur Langstraße reichte.

Und nur wenige Jahre später, 1911, war ein weiteres Stockwerk erforderlich und aufgesetzt, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Nach den Kriegswirren, die bis nach 1945 viele
hiesige Betriebe betroffen hatten, kam es bei Deuschle zu bescheidenem Neubeginn und auch zu einer neuerlichen Erweiterung der Produktionsflächen
durch ein drittes Geschoss mit Schrägdach und mit Speicher.

Bei anhaltend guter Produktivität entschloss man sich 1954, die alte Fabrik abzureißen und einen dreistöckigen Neubau errichten zu lassen.

Zu Zeiten der frühen 60er-er Jahre führten Karl und Dieter Deuschle die Geschäfte für Produktion, Personal und Finanzen.

Für die lokalen großen Firmen wie Saba, Kienzle und Binder fertigte man kleine, große und ganz große Kartonagen, in denen auch Fernseh-und Radiogeräte transportiert und versandt wurden.

Dem eigenen Export diente seit 1956 auch eine besondere Deuschle-Spezialität: Christbaumschmuck aus Styropor mit kristallinem Mantel für Kugeln und figurative Objekte.

Wie bei einigen der einst etablierten Firmen hielten die produktiven Möglichkeiten nicht an und auch dem Wettbewerb nicht stand.

Die Historie Deuschle KG in der Langstraße endete als Betrieb und als Arbeitgeber, auch ohne dass Google noch eine finale Recherche hergeben konnte.

 

 

 

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