Südstadt ganz vorne – wo ‘s Mause-Lädele einst war

Sechs Wohneinheiten ab 2021/22 an belebter Kreuzung – Vesper für die Seiden-Bude

Wer jüngst zwischen Finanzamt, Kaufmännischen Schulen und Hotelfachschule die Ecke Herdstraße/Zeppelinstraße passierte, dem musste  auffallen, dass hier gemäß Bauschild wohl bald ein Neubau entstehen wird. Denn das bisherige Wohnhaus von Lydia und Franz Gnaiger, einst als Mause-Lädele bei den Bewohnern der Südstadt populär, wurde platt gemacht.

 Es war um 1900, als in der vorderen Herdstraße, gleich im Anschluss an das  neue Städtische Krankenhaus die ersten größeren Wohnhäuser entstanden, und wo gegenüber die Seidenweberei Gebhard zahlreichen Villinger Arbeit und Entgelt bot. Eine Situation, die auch einer Theresia Maus ihr Kleinhandelsgeschäft ermöglichte..

Sie nämlich handelte ab den 30er-Jahren mit al den Dingen, die die Südstädter für die Haushalte benötigten: „vom Kragenknopf über den Bismarck-Hering bis zum Zehnerstumpen und dem Vierling Backstein-Käs‘(125 g)“.

Für die Arbeiter der „Seidenbude“ war klar, dass diese ihr Vesper „bi de Theres‘ im Lädele“ holten.

Wohl oft genug beobachtet und beäugt von den Meistern der Weberei, die ihr Quartier grad gegenüber hatten, und man diese ihrer Position als Angestellte wegen zu gar „höher gestellten Beamten“ machte, die von ihrem „Beamtenhaus“ bei Betriebsstörungen nur wenige Schritte in die Weberei hatten.

Die dortige Herdstraße geht namentlich zurück auf die „Herdgasse“, entlang derer man dereinst das Groß- und das Kleinvieh aus der Stadt zur Jungviehweide gen Pfaffenweiler trieb.

Dort, wo heute junge Kaufleute unterrichtet werden und das Wirtschaftsgymnasium zum Abitur führt, lag früher die Pachtwiese des Landwirts Karl Singer, also „d‘Singer-Wies‘“, der sein Landwirtschaft in den Stallungen  in der Färberstraße nutzte.

Nach 1936 ging es richtig bergauf im Mause-Lädele. Die Südstadt wurde weiter bebaut und Kaiser-Uhren, heute Finanzamt, errichtete ein großes Firmengebäude an der nahen Weiherstraße.

Zu den einst populären Villingern im Südstadtquartier gehörten „de Bahn-Straub“ mit seiner Julia; „de Doser Thed’l“, Kassier bei der Katzenmusik, und die beiden Maus-Buben, Walter, der Narrenredakteur bei der Zunft, und Erwin, ein exzellenter Häsmoler, der sei  Handwerk beim „Moler Fischer“ in der Badgasse lernte.

Am benannten Ecke wird ab März 2021 der Aushub für vier moderne Etagenwohnungen und zwei Penthäuser beginnen.

1 Gedanke zu „Südstadt ganz vorne – wo ‘s Mause-Lädele einst war“

  1. Servus Wolfgang,
    deinen gut recherchierten Artikel über das Gnaigersche Haus habe ich gelesen

    Ich erlaube mir zu ergänzen, dass der Franz und die Lydia viele Jahre die Gala-Kutsche
    der Narrozunft für den Umzug geschmückt haben.
    Da saß dann die Lydia früher selbst auch mit drauf.
    Später waren dann Lothar Schoner, Christian Link und Wolfgang Bieger
    und auch mal Siggi Bicker dabei.

    Gruß Reinhard

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