Die „Altstadt“-Quelle – Lebensquell‘ in kunstvoller Brunnenschale

Villingerin vermachte der Stadt 200 000 Franken für Brunnen und Grabpflege

Meine kleine Lokalkunde nimmt die Leser mit zu den Gewannen in Villingen und erklärt, was es mit deren Namen eigentlich auf sich hat.

Wasser ist Grundlagen allen Lebens, was auch für die Siedlung Villingen vor 999 Bedeutung hatte. Denn als Mittelpunkt des Ortes, oft als „Altstadt“ bei der Villinger Friedhofskirche benannt‚ galt bis um 1530 die Altstadtquelle  jenseits der Brigach als ‚Lebensquell‘ – dort, wo heute eine kunstvolle Brunnenschale den gefassten Quellaustritt aufnimmt.

Für den Ort des Stammesführers Filo, in dessen Umkreis in der Neuzeit am Blutrain, am Hohenstein und an der Altstadtstraße Gräberfelder entdeckt wurden, ist an die Zeit der  Landnahme durch die Alemannen ab 260 n.Chr. zu denken.

Wer hier siedelte, benötigte auch für die Tiere Trink- und Brauchwasser, was auch der nahe Steppach als schmales Fließwasser bot, der im nahen Nordstetter Tal auftritt und in die Brigach mündet.

Die Frischwasser-Quelle war alters her ebenso bedeutend wie die ‚Hofstätten-Tiefbrunnen‘, die bis ins 14. Jahrhundert, den jeweiligen Familien dienten. Nach Abgang der Höfe samt Brunnen entdeckte man 1971deren Reste beim Bau des Gymnasiums am Hoptbühl samt einem kurzen Mauerzug.

Die Altstadtquelle, so das Geologische Landesamt im Dezember 1967, schüttet 13 bis 15 Liter pro Sekunde, was eine Badewanne in rund 12 Minuten vollmacht oder eben 1,2 Millionen Liter täglich. Eine solche Quelle wurde so zum Zentrum des dörflichen Lebens und Tränke für Reit- oder Zugtiere.

Der Altstadt- Quell‘ blieb jedoch nicht nur Dorfbrunnen, weil ab dem 11. Jahrhundert der Marktort westlich der Brigach zur späteren Stadt wuchs.

In der Neuzeit bis 1908 wurde die Quelle in einer Brunnenstube gefasst und das Wasser der Versorgung der Stadt zugeleitet: bis 1923 bis zu acht Brunnen in tieferen Lagen der Stadt und das auf einer Länge bis 800 Meter und einem Meter Gefälle. Erreicht wurden so das Gerber-Viertel und das Niedere Tor.

Auch der Brunnen des Leprosoriums, dem sogenannten Gutleuthaus, zwischen Gerwig- und Bertholdstraße, wurde so versorgt.

Als man ab dem 16. August 1869 Villingen mit der Bahn erreichte, protokollierte Stadtbaumeister Kaiser, dass bei den Geleisen bislang hölzerne Deicheln durch eiserne ersetzt wurden, die bis zur Huberschen Restauration, der späteren Tonhalle führten.

Hydro-geologisch entspringt Quelle aus dem mittleren Muschelkalk beim Kopsbühl und beim Aussichtsturm, was mit dem gewann Stallberg ein Quellgebiet von zwei mal zwei Kilometern ausmacht.

Da sich die alte Brunnenstube seit dem Mittelalter außerhalb der ehemaligen Kirchhofmauer befand, waren spätere Bedenken, Erd-Bestattungen seien gesundheits-schädlich für das Quellwasser, stets grundlos.

Seit 2001 liegt der Quelltopfschacht wasserdicht unter Beton, darüber der Plattenbelag des Hauptzugangs zum Friedhof.

Eine Konstruktion, durch die der der Quelltopf stets gefüllt ist und zur oberirdischen Schale gepumpt wird.

Eine konstante Wasser-Versorgung für die Stadt geschah durch den  Anschluss an die Bodensee-Wasserversorgung im November 1958, als erstmals der Hochbehälter auf der ,Wanne‘ gefüllt wurde.

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Damit die Altstadtquelle nicht vergessen werde, kam es 2005 zu einem  großzügigen Vermächtnis durch die Villingerin Hilde Maria Amos, geborene Werner (1904 -1995); einer Enkelin von Carl Werner, der hier 1861 eine Uhrenfabrik gründete. So wurde es der Stadt möglich, dem „Gottesacker“ einen besonderen Akzent der Gartenkunst zu geben: die Quelle kam wieder ans Licht.

Über Lugano hatte Hilde Amos der Stadt bereits 1975 200 000 Schweizer Franken übertragen, verbunden mit dem Obligo, dass nach ihrem Tode die Grabstelle ihrer Familie neu gerichtet und dauerhaft gepflegt werde.

 

 

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