Kigele-Spiel II

Villinger „Kigelespiel“ zieht weiter Kreise – Schwarzwälder-Bote-Leser erinnern sich

Die jüngste Reminiszenz (August 2019) an Villingens Jugend, die in den 50er und 60er Jahren noch dem ausgiebig beschriebenen „Kigelespiel“ frönten, hat bei zahlreichen Villingern vor Ort und solchen weit auswärts deren beste Erinnerungen wachgerufen.

Zahlreich stimmten sie dem veröffentlichten Regelwerk zu mit „dipfen“ und „hänke“ und kramten noch hervor, was ihnen aus freudvoll spielerischen Tagen einfiel.

Einer von ihnen ist Manfred  Eckerle, Ruheständler, ehemals Einrichtungsberater bei Möbel Hölzle, Fußball-Fan und Jahrgänger mit all  jenen, die sich an mehreren Villinger Oldie-Stammtischen treffen.

Und so viel dem Schwabo-Leser Manfred ein, dass eine wichtige Regel nicht genannt war, nämlich das Verbot „zu strecken“, was bedeutete, dass man sich beim Wurf mit dem Bolzer nicht und auf keinen Fall in Richtung Ziel vorbeugen durfte, um bei den „Glasern“ fett abzuräumen“.

Und weil man schon drüber redete und seiner Erinnerung freien Lauf ließ, kam auch der vergessene „Kigele-Kränker“ zur Sprache. Jener Spiel-Typ, der nicht jeden Einsatz wagte, oder aber bei einem „Glaser in der Hänke“ auf Fehlwurf plädierte.

Dass ein ehemals „Villinger Bue“ und später führender Villinger „Bänker“ den Kigele-Bericht Im Schwarzwälder gar nach Bayern schickte, führte zu einer Antwort von dort, die als Anekdote nicht verschweigen werden soll.

Der heute in Bayern wohnhafte gebürtige Freund und , der in den 50ern eine Lehre bei der Villinger Stadtverwaltung machte, spielte eines Tages trotz seiner bereits 14 Jahre in seiner Freizeit  auf dem Münsterplatz Kigele mit Gleichgesinnten. Wer ab er kam nicht daher, der damalige Stadtdirektor und vorherige Stadtschreiber Hermann Riedel.

Recht vorwurfvoll wandte er sich an eben den einen seiner Lehrling und ermahnte diesen:

„Du bisch doch vill z´alt für des Kigelespiel, und iberhaupt g´ hert sich des nit fir en städtische Mitarbeiter…!“

Dass am Münsterplatz dann tatsächlich „die ganz harten Kigele-Spieler“, eben die älteren antraten, blieb dem Stadtdirektor wohl verborgen.

Die nämlich warfen nicht mit Bolzern nach gesetzten Glasern, sondern warfen an das Fundament der Treppe zur Sakristei am Münster „Zehnerle a d´ Wand“.

Und dabei lag der Reiz im monetären Wurfglück, denn der Beste durfte alle Zehnerle einsammeln.

Ob das nun erinnerungsstarke Fakten sind und wenigstens dem damaligen Stadtpfarrer und Dekan Weinmann bekannt war, bleibt offen. Weitere Namen werden keine benannt.

3 Gedanken zu „Kigele-Spiel II“

  1. Etwas wurde bislang vergessen!
    Anfangs, Mitte der Fünfziger Jahre spielte man nicht mit „Glaserle“,
    da waren die „Lehmbollen“ hoch im Kurs.
    Erst später kauften wir unsere „Glaserle“ bei s`Facklers oder bim Fleig und bim Spielwaren Bauer!

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    • …no warsch halt du hinne draa.
      Denn mir a de Goethestroß hon scho 1956/57 Glaser und Bolzer g’het,
      un dees vorem erschte Kuss mit de Ellen als mr 13 war!!!

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  2. … eine gelungene Nachbetrachtung,
    vor allem, weil nun der Villinger Kigelekränker mit dabei ist.
    Und den gibt es manchen Kreisen wirklich bis heute.

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