Lieber „auf Burgers Parkett“ als in Versuchung

Knapp hundert Jahre Firmentradition – Folge III

Einst zählten sie über Jahrzehnte zu den führenden Firmen in Stadt und Land, boten sichere Arbeitsplätze, und dennoch gab es wirtschaftliche Veränderungen, die zum Wechsel der Inhaber, zur freiwilligen Liquidation oder in den bedingten Konkurs führten. Mit einem Kollektiv und mit werbender Darstellung ihrer  Unternehmen stellten  Firmenchefs 1964/65 dereinst ihre Betriebe, ihre Leistungen  und ihr Personal  ins Licht der „public relation“: selbst finanziert, kurz und präzise.

Den Sammelband aus 1964/65 machte damals ein Vorwort von OB Severin Kern bedeutend, der diese zeitgenössische  „Kultur-und Wirtschaftschronik“ der Boom-Jahre als „Urkunde und Kunstwerk“ einstufte, das sich als „Goldenes Buch“ des Kunstverlags Bühn in München „aus der Masse der stadtamtlichen Bücher heraushebe“. Den begleitenden Überblick zur 1000-jährigen Stadtgeschichte schrieb der Villinger Historiker und Studienprofessor Paul Revellio (1886 – 1966). Die Portraits einzelner Inhaber mit weiteren Villinger Motiven und Skizzen, auch zu ehemaligen Betriebs-Gebäuden, schuf Gyorgy Jancovics, München.

Heute: Parkett Burger von 1900 bis 1997

Stäbchen-Parkett, Parallel-Verband, Schiffsboden, Wilder, Oxford- oder altdeutscher Verband, Flechtboden mit Würfel, auch Würfel-Verband oder Tafelmuster, Schachbrett-Muster, Fischgrat oder Leiterboden – ob ab 1900 all diese Verlegearten für Holzböden in Innenräumen bereits auch in Villingen „en vogue“ waren, bleibt noch heute fraglich. Auch wenn es um 1900 herrschaftliche Häuser gab, deren Eigentümer sich diesen Fußbodenbelag wohl leisten konnten.

Otto Burger

Und so dachte sich wohl auch Otto Burger, da lässt sich was Spezielles leisten und verdienen.

Also machte er sich 1900 selbständig, wozu er auch von der Parkettfabrik Friedrichshafen bewogen wurde. Aus kleinsten Anfängen mit handwerklichen Aushilfen der benannten Fabrik

liefen die Geschäfte gut an, bis der Krieg bis 1918 kaum nennenswerte Umsätze zuließ.

Erst danach ging es mit drei Gesellen „auf den Parkettböden“ weiter, worauf bis 1939 schließlich fünf Gesellen ihre  Verlegearbeiten für Burger leisteten.

Nach dem Tod des Vaters 1939 setzte Sohn Waldemar den Betrieb fort, doch blieb nach 1945 auch für Parkett Burger „die Lage chaotisch“, wie man noch 1964/65 erinnerungsstark feststellen musste.

Dies änderte sich für den damaligen Ein-Mann-Betrieb erst mit der Währungsreform 1949.

Doch die Konjunktur zog an. Burger modernisierte in der Bleichestraße 10 und zu den Leistungen gehörte wohl auch das Verlegen von PVC und Teppichboden im guten Zimmer, was auch eine ständige Bürokraft erforderte. Ob Burger damals auch noch „Stragula“ oder  „Linoleum“ in Flur oder Küche verlegte, bleibt heute offen.

Viel eher galt 1964, dass bei Burger 10 Mitarbeiter auf Termintreue und Facharbeit achtete, so die PR-Aussagen jener Zeit. Auf Parkett-Burger vertrauten also deshalb zahlreiche Bauherren und Modernisierer, was bis 1997, dem Ende der Formengeschichte, Umsatzgewähr und knapp hundert Jahre Firmentradition bedeutete.

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