Vom Fischen in Villingen: Der „neue Weiher“ am Sachsenwäldle

Bei historischen Berufen der Vergangenheit Villingens kann man an vieles denken: an Stadt- und Tor-Knechte, an Zapfenwirte und Wein-Kontrolleure, an Ziegel-Herren oder auch an Schwarz-Bäcker. Dass es in Villingen mal Berufsfischer gab, wie den  Mathias Riegger, ist wohl selbst dem ausgefuchsten Villinger mit Historien-Ambitionen nicht geläufig.

Doch Fischer Riegger fiel eher un-ehrenhaft auf, wurde sogar 1683 „eingetürmt“ und später noch mit einer saftigen Geldstrafe von 50 Gulden belegt.

Seine Straftat hatte mit dem „Neuen Weiher“ ganz im Westen der Stadt zu tun. Dort, wo der Warenbach fließt und dieser einst mit einem vier Meter hohen Damm zu einem „Weiher mit ziemlich großer Ausdehnung“ aufgestaut wurde.

Das muss kurz vor 1630 gewesen sein, als die Chronik der Ratsprotokolle erstmals als Ortsangabe „bey dem neuwen weyer“ nennt.

Weil sich das Warenbachtal etwa auf Höhe der einstigen Burg Runstal stark verengt,  wurde das Wasser über einen Kanal auch auf die linke Talseite geführt, wo die Wasserkraft eine kleine Sägerei antrieb. Just dort, wo heute die Schleife-Kapelle beim Sachsen-Wäldle steht.

 

Die Fischer des 17. Jahrhunderts lieferten ihre Fänge wohl am ehesten bei den Patrizier-Haushalten ab, weil sie dort zum jeweils aktuellen Tagespreis wohl auch noch ein Trinkgeld erhielten.

Doch auch daran hatte sich Fischer Riegger wohl nicht gehalten: er habe „nicht all seine erforderliche Mühe und Arbeit verrichtet, sondern ganz untreu sich gezeigt und Fische auch für sich und seinen eigenen Weiher behalten“.

Nachdem der Damm 1740 durchstochen war, brach man 1879 auch die Säge ab und verlegte sie vor das Riettor bei der Spitalmühle (später Sägewerk Storz).

Was blieb, sind die Namen ‚Weiherwiesen‘ oder auch ‚Schleifenwasen‘. Gleich dort, wo das inzwischen sanierte Sandwegle, weil ehedem verlottert, in Richtung Pfaffenweiler beginnt.

Nach Ulrich Rodenwaldt (1907-1992), einst Ober-Forstdirektor der Stadt,  habe man sowohl 1765 wie auch 1766 erwogen, den Damm wieder aufzufüllen.

Rodenwaldt stellte 1976 noch fest, dass man hier „ohne großen Aufwand eine Wasser-Erholung hätte schaffen können“.

 

Das allerdings war lang nach der Zeit, als fortschrittliche Villinger die Idee hatten, man könne das angrenzende Tannhörnle zum Golfplatz gestalten…

 

Bildunterschriften

Stadt und Feldmark Villingen um 1800: so skizzierte 1964 Hans Maier, der frühere Ober-Vermessungsrat, die Flur im Westen…

… und die Besiedelung der Gemarkung  im Mittelalter mit Burg Kirneck, Runstal und Warenburg und den damaligen Kapellen.

Noch heute gut sichtbar vom Sandlewegle aus: der ehemalige Wall, der den Warenbach zum Fischweiher staute.

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