Von den Häberles, dem Tonhalle-Saal, dem Sängerbund und dem Stadtmusik-Fest

Jubel-Festjahr 1905 -Bunte Tonhallen-Postkarten und prächtige Fotografie von Hugo Schönbucher

Es war der neuen „Bürgermusik“ grad recht, nach den beiden Revolutionsjahren 1848/49 die Instrumente der vorherigen Bürgermilitär-Musik zu übernehmen und für 56 Gulden unter Dirigent und Kapellmeister Josef Schleicher bei städtischen Anlässen zu spielen.

Das blieb so bis 1867, bis Hauptlehrer Albrecht für ein Jahr das Dirigat übernahm. Dann aber kam Schleichers Bruder Johann Evangelist aus Amerika zurück, wohin er als 48-er-Revoultioär hatte flüchten müssen.

Schleichers Musikschule prägte seine Beliebtheit genauso wie die jährlichen Kinder-Symphonie-Konzerte am Josephstag und seine Arbeit mit dem Kirchenchor.

In der Zeitenfolge bis 1881 dirigierte danach Sattlermeister August Neukum die Bürgermusik, ihm folgte bis 1888 Malermeister Ummenhofer.

Während einer dann unruhigen und wohl auch neidvollen Musikerszene mit der Tanzkapelle von Matthias Haas, der Neukumschen K78mit Streichmusik und den Formationen von „Malermusik“ und „Feuerwehrmusik“, war es dann höchste Zeit, die Feuerwehrmusik in eine ständige Stadtmusik zu übernehmen.

Doch erst ab 1888 wurde es ruhiger, als Hermann Häberle als bestellter und bestallter Organist auch die Stadtmusik und die Knabenmusikschule leitete. Häberle hatte es jedoch schwer, denn ein Musikverein trat auf, es kam zu Intrigen, Häberle geriet in öffentliche Kritik, worauf die Stadtmusik und der Musikverein nicht mehr überzeugen konnten.

1903 dann die Neugründung der Stadtmusik mit Heinrich Häberle, dem Sohn des „ach so gescheiterten Vaters“, der ihm jedoch auch im hohen Alter stets zur Seite stand.

Musikalisch wurde 1905 dann zu einem sehr bewegten Jahr. Was um 1870 bescheiden damit begonnen hatte, dass Fabrikant Wilhelm Huber zwischen Brigach und Kaiserring eine Werkstatt baute, zu der auch eine Gastwirtschaft, ein Saal, ein Biergarten und später auch eine Kegelbahn gehört, war die „Hubersche Restauration“ für Jahre zur lokalen Attraktion geworden.

Auf den neuen Eigentümer, Apotheker Lueger sen., dessen Junior wenig Fortune als Wirt hatte, ging „Huber’s Bierhalle“ nach mehreren Pächtern auch an Valentin Neuninger, den Villinger Fotografen, der „als lustiges Haus“ galt und der die Fasnetbälle mit seinem Freund Karl Friedrich Kaiser, Kunst- und Dekorations-Maler, mit spaßigen Einfällen die Bühne belebte.

Doch erst nach Neuninger kam der pompöse Name „Tonhalle“ durch Pächter Heinrich Neef auf, einem Konditor aus Wolfach.

Auf Lueger sen. als Eigentümer ging die „Tonhalle“ 1896 für  45 700 Mark  an den Musikwerk-Macher Matthias Haas, der mir seiner Haas’schen Kapelle in den 1880ern Tanzmusik in mehreren Gaststätten der Stadt machte.

Neuer Tonhalle-Saal…Februar 1905

Und noch ein Wechsel stand der Tonhalle durch die „Thorbrauerei“ von Eugen Riegger bevor. Ihm deutete Bürgermeister Braunagel an, dass der Bau eines größeren Saales gut wäre, und Riegger ließ einen slolchen bauen. Braunnagel hatte zuvor versichert, es käme die nächsten zehn Jahre zu keiner städtischen Halle.

So wurde der große Tonhalle-Saal am 19. Februar1905 eröffnet und die lokalen Musik- und Gesangsvereine und Fasnachter feierten mit.

 

An Pfingsten 1905 folgte das 5. Badische Schwarzwaldgau-Sängerfest zum 50-jährigen des Sängerbundes, und schon blickte man auf den Juli 1905 und das Musikfest der Stadtmusik im August.

Stadtmusik-Portrait zum Musikfest von Hugo Schönbucher: Juli 1905…

Beim dreitägigen Musiker-Fest dirigierte Häberle sen., der sich zuvor mit seinen Musikern dem Fotografen Hugo Schönbucher vor dem Vereinslokal stellte.

Und so gilt seit vielen Jahrzehnte § 2 der damaligen StaMu-Satzung:

… haben die Mitglieder der Städtischen Musik die Musikbedürfnisse der hiesigen Vereine

auf deren Verlangen gegen  besondere Bedingungen  zu befriedigen.

Und das tun sie! Spätestens wieder beim Kuhreihen 2020 in knapp sechs Monaten.

 

 

 

 

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