„Flughafen VL“ – Friedengrund war einst „Fliegergrund“

Auf dem Haupt-Postamt am Kaiserring konnte man für fünf Jahre Luftpost aufgeben

Einst war genügend Platz für Propeller-Maschinen zwischen dem Engelhard und dem Friedengrund. Der einst bescheidene Flugbetrieb der Badisch-Pfälzischen Lufthansa – in der Bildmitte das noch existente Flughafen-Gebäude – wurde jedoch schon 1930 eingestellt. Die Stadt wollte und konnte den Zuschuss von 1000 Reichsmark nicht zahlen.

 

Wer heute im „Flughafen“ verkehrt, der braucht kein Ticket und sucht auch nicht das Terminal, sondern verlangt die Speisekarte, denn beim Italiener gibt es höchstens noch die „Pizza à la Flughafen“. Und so sind sie längst vorbei, die populären Schlagzeilen zu den knapp sechs Jahren, während denen ab 1925 über dem Westen Villingens tatsächlich Luftverkehr zwischen Karlsruhe, Villingen und Konstanz herrschte.

 

Ein Flugverkehr, der jedoch eher nur als regional denn als international galt, auch wenn man ab dem 16. September 1925 vor Ort an den ‚Duft der weiten Welt‘ glaubte. Denn Villingens Westen war zunächst eher nur Start-und Landeplatz für die Propeller-Maschinen der Deutschen Aero Lloyd AG, die auf dem Weg von Karlsruhe nach Konstanz Station machten.

Die Ausstattung des Flughafens galt als äußerst bescheiden: ein weißes Rechteck diente den Piloten zur Orientierung beim Anflug auf die doch primitive Landebahn und ein weißes Transparent „Flughafen Villingen“ auf Pfählen, ein Toilettenhäuschen, ein Flugzelt und ein paar Flaggenmasten gehörten mit dazu.

Eine Zeit, in der man auf der Hauptpost am Kaiserring – erbaut 1885 von Zimmermeister Konstanzer – auch Luftpost  in beide Richtungen aufgeben konnte und in der der erste Flugplatzleiter, der Geometer Otto Haller, 260 Reichsmark im Monat erhielt.

„Dezember 1924: Für den Fall, dass für Villingen ein Zwischenlandungsplatz für den Luftverkehr eingerichtet wird, erklärt sich der Gemeinderat bereit, einen geeigneten Platz zur Verfügung zu stellen; etwa am Hubenloch.“

Überraschend dann, dass gleich zwei Café-Besitzer, Stadtrat Späth und Erwin Nosch, um ein Grundstück ersuchten, am neuen Flugplatz eine Wirtschaft bauen zu wollen. Nosch bekam den Zuschlag, ein festes Gebäude zu erstellen, das sich der Form der Landschaft anpasst.

Die neue „Schwarzwald-Line“ hatte ab dem 1. Mai 1925 die Lufthansa übernommen und schon 1928 lag Villingen auf der Strecke Frankfurt – Darmstadt – Mannheim-Baden-Baden – Konstanz; jedoch nur für die Monate Mai bis Oktober.

Die letzte Passagierin nach Konstanz und zurück war die Neuhäusle-Wirtin Zenobine Beha, für die der Flug zu deren 85. Gebrtstag von der Ganter-Brauerei in  Freiburg bezahlt wurde. Bild:  Schroff; Villinger Bilddokumente; Revellio-Verlag 1976

 

Die Flugzeit von Frankfurt nach Villingen dauerte 180 Minuten und im Jahre 1930 nur 150 Minuten, Das alles zu einem Preis für „one-way Frankfurt-Villingen“ für 72 Reichsmark.

Trotz der Nord-Südrichtung zum Bodensee wurde Villingen 1930/31 abgehängt und die Linie führte ab Herbst 1930 stattdessen über Freiburg. Ein weiterer Kostenzuschuss von über 1000 Mark an die Badisch-Pfälzische Lufthansa war nicht drin.

Zuletzt war einer orts-populären Passagierin dann noch einen Flug mit einer Maschine der Nordbayrischen Verkehrsflug gegönnt: einmal hin und zurück nach Konstanz für die damals 85-jährige Neuhäusle-Wirtin Zenobine Beha, begleitet vom Sponsor, dem Direktor der Ganter-Brauerei Freiburg.

Schon in den ersten Monaten 1931 „okkupierten junge, begeisterte Segelflieger der Flugsport-Gruppe das Gelände als Übungs-Hang“, um vor Ingenieur Meer, dem erlernten Flugzeugführer, ihre A-, B- und C-Prüfungen abzulegen.

 

 

 

Schreibe einen Kommentar