Reifen Ebner – Nach Reifenschaden zur eigen Werkstatt

Wirtschaftswandel – Von Betrieben, Inhabern und den Belegschaften / Teil 19 – Blick in die 60er Boomjahre in Villingen – Firmen-Serie im Schwarzwälder Bote 2021

Vulkanisieren im Keller und 8-Kanal-Stereo in der Eisdiele

Mit den Aufbaujahren nach 1945 wurden einige der alten und auch neuen Firmen zu den stadtbekannten vor Ort und in der Region. Sie boten Arbeitsplätze, ihre Waren und ihre Dienste an, sie wechselten ihren Laden oder änderten den  Standort. Es wechselten die Inhaber, man bewarb die Firma und ihre Produkte, nutzte den Ausverkauf und liquidierte freiwillig oder geriet in den bedingten Konkurs. Andere wahrten ihren Bestand bis heute.

Heute geht’s um den Reifen-Ebner

Es muss Ende der 1920-er Jahre gewesen sein, als ein hierorts noch unbekannter Josef Ebner auf der Durchreise – Start und Ziel sind bis heute nicht bekannt – auch in Villingen Station machte, nicht zuletzt weil ein Reifenschaden zu beheben war. Das jedoch war vor Ort eher schwierig. Und so kam dem Ebner die spontane Idee, hier eine Vulkanisier-Werkstätte  zu errichten.

Ganz bescheiden begann Ebner mit seinen Diensten am Fahrzeug in einem Kellerraum, wohl zunächst in der Brunnenstraße.

Ebners Leitsatz: „Kundendienst zu jeder Stunde!“ begründet den zunehmend guten Ruf der aufblühenden Werkstatt.

Nachdem der Betrieb in der Brunnenstraße deutlich zugenommen hatte, verlegte Ebner 1936 seine  Firma mit zusätzlichem Reifgenhandel in die Bahnhofstraße, wo auch die größeren Werkstätten Platz fanden.

Als am 2. Februar 1945 der Villinger Bahnhof zum Ziel eines alliierten Luftangriffs wurde, wurde auch das Ebner -Gebäude getroffen und in wenigen Augenblicken vernichtet. Doch Josef Ebner gab nicht auf. Seine Tatkraft blieb ungebrochen, auch weil er familiär bei Frau und Tochter Rückhalt fand.

An der Marbacherstraße, gleich neben Friedhof, legte man die Erinnerungen an die Zerstörung und an den einst primitiven Anfang ab und ließ eine „lichtvolle Halle“ errichten, die „den organisch gewachsenen Betrieb beherrschte.“ Dank seiner Erfahrung und mit bewährten Mitarbeitern konnte Josef Ebner über viele Jahre die Kundenwünsche erfüllen und bedienen.

Ebners Sohn Josef (Jahrgang 1938 ?), besser bekannt als „de Ebner-Sepp“, setzte zwar noch einige Jahre den Reifenhandel fort, doch sah er in einer Neugründung von „Motofonic“ die erfolgreichere Zukunft.

„Motofonic“ nutzte das damals neuzeitliche Angebot von „Clarions“, einem Kassetten-Musik-System mit kompatibler Hardware, das mit 8-Spur-Aufnahmen dem Zeitgeist und den damals üblichen MC’s Paroli bieten sollte.

Beim auch szenisch umtriebigen „Ebner-Sepp“ mit dabei war auch der damalige Ex-Sabanese Aki Kienzler, der die Audio- und Musikbranche schon längst kennengelernt hatte.

So kam es nacheinander, wie sich Ulrich Demmler, lokales Drogisten-Urgestein, noch heute bestens erinnert, zu Verkaufsstellen der „quer Beet“ bespielten Tonträger-Kassetten aller Musik-Genres und Interpreten in der Färberstraße, im Klosterring und in den Wintermonaten selbst bei Zampollis-Eisdiele. Doch die Musikwelt änderte sich.

Der einstige Motofonic-Gründer „Ebner-Sepp“ lebt seit wenigstens 25 Jahre in der Schweiz.

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