Vom Käferberg, seinem Riesen und von Hexentänzen

Wer als Villinger vom „Käferbergle‘ spricht, der war entweder einige Jahre an der ‚Buebeschuel‘ oder schon in den 60ern an der Realschule, und er erinnert sich an den Bäcker Seifritz in der Kanzleigass‘ und den Bäcker Hoch direkt am Riettor. Damals in den 50ern und 60ern als es noch keine ‚Datsch-Wecke‘, dafür aber noch das ‚Zehner-Eis‘ in der Tüte gab.

Heute beweist sich das Käferbergle alsbald als neue Wohnadresse, weil das ehemalige Traditions-Restaurant „Torstüble“ nach mehreren eher erfolglosen Pächterwechseln aufgegeben, von Egon Mauch und seinen Handwerker-Teams saniert und mit einem Ladengeschäft und neuen Wohnungen an der Stadtmauer ausgestattet wurde.

Nun ist der Kefer- oder Käferberg kein eigentlicher Berg, sondern eher nur ein kleiner Buckel im Stadtbild, der nicht aus gewachsenem Boden ist, sondern dereinst wohl eher aufgeschüttet wurde, um sich an die Stadtmauer zu lehnen, zur Stadt hin ‚mauerlich abgestützt‘, um so als Auffahrt für eine Batterie-Stellung zur nord-westlichen Flankensicherung und somit der Verteidigung des Riettores zu dienen.

Das zweifelhaft Geheimnisvolle zum Käferberg ist nun aber eher eine ehemalige kleine Burg, die 1417 erstmals als ‚Keferburg“ erwähnt wird. Jenem Herrschafts-Domizil, das als „des grafen hus“ und als eventuelles Stadtschloss vielleicht auch einem ehemaligen Schultheißen der Stadt diente, der dem Geschlecht der Kefer entstammte. War doch ein städtischer Schultheiß jener Zeit nicht gewählte Person, sondern bis 1380 vom Territorial-Herrn bestellt, und dies auch als Gerichtsherr der Stadt.

Somit hätte die legendäre ‚Keferburg‘ mitsamt seiner Schanze auch bis 1633 zu turbulenten Verteidigungszeiten gegen die Belagerer dienen können.

Eine wahrlich ‚wehrhafte Burg‘ ist aber auch auf detaillierten Stadtplänen an dieser Seite der Wehrmauern nicht zu erkennen. Weder auf dem aus dem Jahre 1680, noch auf dem Gumppschen Plan von 1692 und auch nicht 1806.

Das Jahr 1796 erwähnt lediglich, dass „der Brunnen auf dem Käferberg“ auch von Bürgermeister Knoll als einem der Anwohner zu pflegen war.

Mystisch und mysteriös soll es am Käferberg gewesen sein, als Mitte des 17. Jahrhunderts einzelne Personen, die der Hexerei beschuldigt wurden, unter Folter Hexentänze ‚gestanden‘, die im Wolfsgarten, auf der Warenburg oder auf dem Käferberg stattgefunden hätten…

Was aber als sicher gilt, ist, dass der spätere Lokalheld Remigius Mans, der Villinger Riese, in direkter Nähe zum Käferberg in der oberen Kanzleigasse zur Welt gekommen sei.

Weil sich nun der vermeintlich letzte Eigentümer der Käferburg, Berthold von Hohenberg, allenfalls als Nachfahre einer Margareta von Fürstenberg einordnen lässt, muss es historisch dabei bleiben:

„Im Jahre 1444 beschloss Herzog Albrecht VI. von Österreich auf der Käferburg den Krieg gegen die Schweizer“.

Danach sei die vermeintliche Burg wieder an die Villinger gefallen, die diese wohl alsbald geschleift haben, denn von der Käferburg gibt es keine Spur.

Bildunterschriften

Malerisch prächtig präsentierte sich in den 40er Jahren das ‚Käferbergle‘ auch dem Villinger Maler Guido Schreiber, dessen Stil bis heute nicht nur bei hier hoch geschätzt wird.

Mit viel Phantasie und Illusion stellten sich die Villinger noch 1899 die ehemalige ‚Käferburg‘ vor: ein Festwagen zur 900-Jahr-Feier hatte die vermeintliche Burg um 1444 als Motiv. Die Festschrift ilusstrierte  der Münchner Kunstmaler G. Heine auf Entwürfe der Villinger L. und A. Engler.

Gab es die Käferburg tatsächlich oder war es nur des ‚Grafen Stadthaus‘, Heinrich I. von Fürstenberg, das dieser seiner Tochter Margareta (†  1296) vermachte und es so zur Mitgift für die Heirat mit Albert von Hohenberg wurde…?

 

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